Als Olga Kämpfer 1923 in Ostermundingen als zweitjüngstes von sechs Geschwistern zur Welt kam, hatten Knaben noch einen höheren Stellenwert als Mädchen. Ihre Brüder durften demnach eine Lehre absolvieren. Sie und ihre Schwestern aber sollten sich später – wie es damals üblich war – um Haushalt und Familie kümmern. Olgas Vater hätte sich die Ausbildung aller seiner Kinder auch gar nicht leisten können.
So blieb Olgas Traumberuf denn auch nur ein Traum. Auch das Schicksal der kleinen Susi, welche Olga als Teenager hütete, war hart. Das Mädchen starb noch in der ersten Schulklasse an Leukämie.
Turbulent und rationiert
Olga Kämpfer wuchs während der wirren Zeit zwischen den zwei Weltkriegen auf. Als dann der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde es sogar noch turbulenter. Von Textilien bis hin zu Lebensmitteln war alles rationiert. Ohne Coupons gab es weder Schuhe noch Brot zu kaufen.
Nach einer Zeit als Dienstmädchen in der Romandie zog es sie mit 20 nach Basel, wo sie Tabletten abfüllte und etikettierte. Während dieser Zeit lernte sie auch ihren Mann kennen und wurde Mutter dreier Söhne. Sie sollte später erneut heiraten. «Insgesamt war ich zwei Mal 27 Jahre verheiratet», schmunzelt die heute 94 Jahre alte Seniorin. Ihr Leben sei zwar nicht einfach gewesen, aber sie möchte keine Sekunde davon missen. Ihren Lebensabend verbringt Olga Kämpfer im Altersheim Gundeldingen in Basel.
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.