Aufgewachsen in einer armen Bauernfamilie ob Sisikon konnte Johanna Inderbitzin die Primarschule absolvieren. Von der Sekundarschule war damals nicht die Rede, und sie wollte auch nicht unbedingt einen Beruf erlernen. Als eines von sechs Kindern musste sie viel Zuhause mithelfen. Ihr Vater war während den Kriegsjahren ständig im Dienst.
Strenge Kindheit
Johanna Inderbitzin erinnert sich noch gut daran, wie sie mit ihrem jüngeren Bruder 14 Are Land von Hand umstechen musste. Die Gemeinde Morschach hatte das so verordnet. Während den Wintermonaten ging sie in einem anderen Haushalt arbeiten, um zusätzlich Geld zu verdienen. Aber 40 Franken Monatslohn war kein grosser Verdienst. Immerhin lernte sie dabei etwas.
Schwere Jahre als Witwe
Nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1945, bekam Johanna Inderbitzin eine Stelle in einer Gaststätte. Zuerst arbeitete sie in der Küche, dann im Service. Dort lernte sie auch ihren Mann Paul Senn kennen. Die junge Johanna heiratete, als sie gerade einmal 20 Jahre alt war. Sie zog in den Urmiberg und wurde Bauersfrau. Bäuerin werden wollte sie immer gern, das machte ihr Freude. Mit ihrem Mann bekam sie sechs Kinder.
Dann kam der schwere Schicksalsschlag. Nach 15 Jahren Ehe starb ihr Mann an Krebs. Johanna Inderbitzin war damals 35 Jahre alt. Nun war sie mit Hof und Kindern auf sich alleine gestellt. Noch keines der Kinder war aus der Schule. Sie bekam eine kleine Witwenrente und 20 Franken Kinderzulage. Um finanziell aufzustocken, ging sie oft zusätzlich servieren.
Ich weiss heute noch nicht, wie ich das finanziell geschafft habe.
Zu dieser Zeit durfte man als Witwe nirgends hin – nicht einmal in ein Restaurant. Damit die heute 91-Jährige Hanni trotzdem Abwechslung zu Hof und Kindern bekam, ging sie zur Trachtenvereinigung. So durfte sie auch an Festen teilnehmen. 50 Jahre lang war sie Mitglied und beteiligte sich aktiv im Vereins- und Gemeindeleben.
Freiwilligenarbeit mit Freude
Als ein neuer, junger Pfarrer nach Ingenbohl kam, ermunterte er Johanna Inderbitzin, einen Mütterverein zu gründen. Sie sei Witwe, und das brauche er für den Vorstand, meinte er. Weil sie nicht nein sagen konnte, half sie beim Aufbau des Vereins mit. Sie machten Sozialdienst und Krankenbesuche. Alles auf freiwilliger Basis.
Zusammen mit drei weiteren Personen gründete sie später noch eine Begleitgruppe für sterbende, alte Menschen. Das machte die Seniorin 30 Jahre lang, bis sie gesundheitlich aufhören musste. Unermüdlich setzte sie sich helfend für Menschen aus ihrer Gemeinde und Umgebung ein. So lernte sie viele Menschen kennen und wurde geschätzt. Das gab ihr Kraft.
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.