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Lebensgeschichte Anton Griesser – zum Priester berufen

Geschichten, die das Leben schrieb, erzählt von Senioren und Seniorinnen im Luzerner «Heim im Bergli». Beim Rückblick auf Kindheit und Berufsleben erinnert sich Anton Griesser an viele Details, was den 88-Jährigen – der sein Leben in den Dienst Gottes gestellt hat – besonders freut.

Anton Griesser wurde am 2. August 1928 im Wesemlin-Quartier in Luzern. «Es war der Tag, an welchem in der Schweiz die Fahnen eingezogen wurden», meint der 88-Jährige schmunzelnd. Zum Nationalfeiertag sei die ganze Schweiz beflaggt gewesen, am Tag seiner Geburt seien die Fahnen wieder verschwunden.

Seine Kindheit und Jugend beschreibt der Rentner als schön und mehr oder weniger unbeschwert. Im Quartier habe es viele andere Kinder gegeben, da sei immer etwas los gewesen.

Spitalaufenthalt und Kur

Krankheit und der Beginn des Zweiten Weltkriegs werfen Schatten auf die Unbekümmertheit. «Ich hatte Scharlach erwischt. Das musste man damals noch ‹düresüüche›. Deshalb hat man mich ins Spital ‹verfrachtet›, wo die Ärzte zudem einen Herzklappenfehler entdeckten.»

Der Spitalaufenthalt dauert sechs Wochen. Deshalb verzögert sich der Schuleintritt um ein Jahr. Kaum in der ersten Klasse wird er mit Verdacht auf Tuberkulose für zehn Wochen nach Davos geschickt. «Das hat mir sehr gut getan, und als ich zurückkam, konnte ich in der Schule sofort wieder weitermachen.»

Lebhafte Erinnerungen

Dann beginnt der Zweite Weltkrieg. «Das war ein Erlebnis, als mein Vater einrücken musste», erzählt Anton Griesser. Sein Vater sei im Territorial-Regiment 78 gewesen, meint er stolz darüber, dass er das heute noch weiss. «Sie mussten sich in der Musegg versammeln und schwören, dass sie fürs Vaterland auch sterben würden. Das hat mir damals als Kind mächtig Eindruck gemacht.»

Lebhaft in Erinnerung hat Anton Griesser auch die Zeiten der Verdunkelung. Er war damals Ministrant in der Peterskapelle in Luzern und musste für die Morgenmesse bereits um 06.00 Uhr in der Kapelle sein. «Da brannten keine Strassenlampen. Ich hatte einzig eine Taschenlampe mit einer blauen Birne und musste mir den Weg suchen.»

Körperliche Ertüchtigung wurde zu Kriegszeiten gross geschrieben. In der Schweiz erinnern sich ältere Generationen noch an den sogenannten Vorunterricht. So auch Anton Griesser: «Wir bekamen dafür ein Büchlein, in dem wir unsere Leistungen im Hoch- und Weitsprung notieren mussten. Einmal mussten wir einen 25 Kilometermarsch absolvieren, von Schwyz über Steinen, Steinen-Berg, Sattel und von Sattel wieder hinunter nach Schwyz.»

Gottesdienst

Dann wandern Anton Griessers Erinnerungen zum Berufsleben. Nach der Matura besucht er das Priester-Seminar in Luzern. Danach verbringt er zwei Jahre in Rom bei den Dominikanern und studiert Theologie. Zurück in der Schweiz arbeitet er als Vikar zuerst in Birsfelden, später im solothurnischen Bellach. Die letzten zehn Jahre vor seiner Pensionierung ist er in der Gemeinde St. Michael in Basel tätig.

Ein stattliche Villa an einem sonnigen Tag.
Legende: Das «Heim im Bergli» in Luzern. SRF

Das Berufsleben endet, aber die Berufung existiert weiter. Auch als Rentner stellt sich Anton Griesser in den Dienst der Kirche. Er hilft ein, wo immer Not am Mann ist und hält Gottesdienst in Altersheimen.

Heute lebt auch er im Altersheim, im «Heim im Bergli» in Luzern, wo zur richtigen Zeit ein Zimmer frei wurde. «Jetzt bin ich hier und bin gut gehalten», meint er lachend. «Ich darf also wirklich sagen, ich hatte Glück.»

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