Exakt am 1. August 1925 kam Kurt Baumann im Frauenspital Basel auf die Welt, als vierter Sohn. Seine drei Brüder waren schon 8, 10 und 12 Jahre älter als er. Kurt war also ein Nachzügler in seiner Familie. Das hatte einige Vorteile.
Damals sei alles viel weniger kompliziert gewesen, erzählt der Senior. So kam es durchaus vor, dass seine Brüder mit ihm im Kinderwagen ein Wettrennen veranstalteten und er herauspurzelte. Geschadet habe ihm das offenbar nicht, wie er mit einem Schmunzeln hinzufügt.
Der Waschtag – ein Drama
Eine seiner ersten Erinnerungen sind die Waschtage: Im Häuschen nebenan kochte seine Mutter Wasser auf und wusch die Kleider – hoch rot und nass im Gesicht. Eine schweisstreibende Angelegenheit, die bereits dem 5-jährigen Knaben auffiel. So ein Waschtag war ein Eintagesdrama, erinnert sich der heute 93-Jährige.
Zusatzverdienst mit Heimarbeit
Kurt Baumann wuchs in einer sehr armen Familie auf. «Heute wären wir bei der «Working Poor», meint der Senior. Sein Vater war Wagenreiniger bei der SBB. Der Verdienst war sehr niedrig. Aus diesem Grund nahm die Mutter eine Extra-Arbeit an: Sie nähte Zuhause sogenannte «Kupferblätz» – damit brachte man Pfannen wieder zum Blitzen.
Die Arbeit an diesen «Kupferblätz» war jedoch nicht einfach: Das Metall war scharf und die Hände der Mutter wurden arg in Mitleidenschaft gezogen. Immerhin bekam sie mit der Zeit eine elektrische Nähmaschine. Zuvor musste das Rad noch mit der Pedale angetrieben werden.
Das A und O in einer Familie ist, dass die Liebe vorhanden ist.
Die Bombardierung von Basel
Einschneidend war für Kurt Baumann auch die versehentliche Bombardierung von Basel im 2. Weltkrieg. Zu dieser Zeit lag er als Rekrut mit einer leichten Verletzung im Krankenzimmer und wollte seine zukünftige Frau telefonisch erreichen. Dies war jedoch nicht möglich.
Kurz darauf sah er dann selber die Auswirkungen von diesem Luftangriff. Und war froh über die zuvor belächelten Sicherheitsvorkehrungen: Wasserkessel und Sandsäcke auf jedem Stock.
Glückliches Pendeln und Liebesbriefe
Kurt Baumann und seine zukünftige Frau Tildy wohnten in Basel quasi Tür. Sie kannten sich aber nicht näher. Das änderte sich, als der junge Kurt seine Lehre als Elektromonteur in Zürich begann. Auch Tildy musste beruflich nach Zürich pendeln und so kam es, dass die beiden zusammen fuhren. Aus dem gemeinsamen Pendeln entstand die grosse Liebe.
Am 2. Oktober 1947 heirateten die beiden. Er war 22, sie 23. Sie wollten zusammen in ihre Traumwohnung ziehen, und da war es Voraussetzung, dass sie verheiratet sind. Leider kamen keine Kinder, und sie mussten sich ihr gemeinsames Leben anders ausrichten – so auch Krisenzeiten durchstehen. Doch über die Jahre hinweg half immer eines: einander Briefe zu schreiben. Einige davon hat Kurt Baumann heute noch in seinem Nachttisch.