Heinz Wetzel wurde in Bremen geboren. Dort wuchs er auch auf, in der Nähe des Hafens. Bis er 15 Jahre alt war, wohnte er in Deutschland. Der heute 87-Jährige bekam kaum eine Bildung. Während des sogenannten Unterrichts mussten sie Kartoffelkäfer suchen und hatten mehr Freizeit als Schule. Seine Schulbildung war minim, wie er selber sagt.
Dem Tod so nah
Heinz Wetzel wäre mehr als einmal fast gestorben. Als während des Zweiten Weltkriegs der Hafen in Bremen bombardiert wurde, versteckte er sich mit seiner Familie im Keller ihres Wohnhauses. Das Nachbarshaus wurde von einer Bombe getroffen und eine kaputte Wasserleitung liess den Wasserpegel im Keller immer höher steigen. Sie wären alle fast ertrunken. Bis jemand das Wasser abstellen konnte und der Wasserpegel wieder sank. Daraufhin sind sie fast erfroren. Es war Herbst.
Die Flucht aus Deutschland
1946 wollte die Familie Wetzel weg aus Deutschland. Sie wurden mit einem Schweizer Bus in Hannover abgeholt. Der damals 15-jährige Heinz kletterte in seinem jugendlichen Leichtsinn auf den Bus – und wäre dort zum zweiten Mal fast erfroren.
Als sie in Rheinfelden in der Brauerei angekommen waren, mussten sie die verdreckten Kleider ausziehen. Das war das erste Mal, als Heinz Wetzel seinen Vater nackt sah.
Ein Schlitzohr mit Glück
Schon als Kind war Heinz Wetzel einige Male in der Schweiz zu Besuch bei seinen Verwandten. Deshalb kannte er das Land bereits ein wenig. Er bekam das Angebot, eine Lehre bei seinem Onkel in der Bäckerei in St.Gallen Winkel zu machen. Eigentlich wollte er lieber etwas mechanisches erlernen. Sein Vater aber meinte, dass Bäcker doch ein guter Beruf sei. Da habe er immer etwas zu essen. So lernte der gebürtige Bremer Bäcker Pâtissier. Die Bäckerprüfung schloss er als Zweitbester ab.
Nach der Lehre zog Heinz Wetzel nach Kloten in eine Dreizimmer-Wohnung. Zwei Zimmer vermietete er, so konnte er gratis wohnen. Ein Schlitzohr war er schon immer.
Handyman bei der Swissair
Der heutige Pensionär begann für die Swissair zu arbeiten. Ein Jahr lang putzte er die Flieger. Danach bekam er eine Stelle als Handlanger im Motorenprüfstand. Dazwischen schichtete er Koffer, das wurde gut entlöhnt.
Als er dann zum Störungsdienst wollte bekam er zuerst eine Absage. Sein Chef wollte ihn nicht gehen lassen, weil er ein guter Arbeiter beim Motorenprüfstand war. Schlussendlich klappte es dann aber doch, und Wetzel war viele Jahre im Störungsdienst der Swissair tätig.
Die Swissair war meine Firma. Ich hätte auch ohne Lohn dort gearbeitet.
Die Stelle im Störungsdienst war genau auf Wetzel zugeschnitten. Er konnte dort alles machen. An seiner Bürotür stand: «Technischer Kaufmännischer Spezialist – mit Spezialkenntnissen». Der heutige Pensionär war 42 Jahre lang für die Swissair tätig.
Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle
In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.