Karl Odermatt kommt 1920 auf einem kleinen Bauerngut in Dallenwil NW zur Welt. Der Familie geht es soweit gut, bis sich sein Vater an einer Flasche Bier vergreift, die mit Salmiakgeist gefüllt ist. Er landet im Krankenhaus und stirbt zwei Jahre später an Magenkrebs. Auch finanziell treibt dieses Schicksal die Familie an den Rand der Verzweiflung. Das Haus muss verkauft werden und die Kinder werden bei Verwandten untergebracht. Karl wird als eine Art Verdingkind zu seinem Onkel ins Isenthal auf 1600 m ü.M. geschickt.
Harte Kinderschule
Der fünfjährige Karl muss fortan das Frühstück zubereiten, den Kachelofen heizen und sich um Vieh und Stall kümmern.
Von der Tante wird er nicht gerade mit Samthandschuhen angefasst. Verhaspelt Karl sich beispielsweise beim Rosenkranzbeten, muss er wieder von vorn beginnen. Auch sein Onkel zeigt sich von einer grausamen Seite. So ersticht er Karls zahme Krähe mit einer Heugabel. Schläge sind an der Tagesordnung. Als die Tante an Krebs und der Onkel an den Folgen eines Hirnschlags sterben, vergiesst Karl jedenfalls keine Träne.
Als Odermatt 1940 zur Rekrutenschule einberufen wird, tobt gerade der Zweite Weltkrieg. Die jungen Männer werden dementsprechend als Krieger ausgebildet. Wer das Glück hat in der Munitionsfabrik zu arbeiten, wird vom Dienst hingegen dispensiert. Deshalb strebt auch Karl eine solche Stelle an, was ihm letztlich gelingt.
Ein Allrounder erbaut sein eigenes Imperium
1949 gründet er sein eigenes Sportgeschäft auf dem Stoos SZ. Vom Aushub über die Wandverkleidung bis hin zu den Dachschindeln ist alles selbstgemacht. Seine selbst installierten Baugerüste mögen ein waghalsiges Unterfangen sein, aber der selbsternannte Allrounder weiss sich mit Flaschenzug und Bretterkonstruktion zu helfen. 1960 kommt schliesslich ein zweites Sportgeschäft hinzu.
Skiunterricht für Kübler und Gretler
Ausserdem ist Odermatt Skischulleiter und Experte beim Skiverband, wo er Prüfungen abnimmt. Einer seiner berühmtesten Kandidaten ist Radrennprofi Ferdy Kübler, und SchauspielerHeinrich Gretler bringt er den Stemmbogen bei – wenngleich auch wenig erfolgreich.
Odermatt selber gilt als äusserst talentierter Skifahrer. Die Übung dafür holte er sich schon als Kind, wo er sich für den weiten Schulweg ins Tal eigene Skier zusammenbastelte. Karl fährt in seinem Leben viele Rennen und ergattert dabei bis ins hohe Alter mehrere Medaillen. «Die kann ich wohl bald wegwerfen», meint der Senior mit schelmischem Lächeln. Seinen Lebensabend verbringt er im Alterswohnheim in Brunnen SZ.