Kaspar Blättler ist 79 Jahre alt und wohnt im «Heim im Bergli» in Luzern. Hier trifft man sich gelegentlich zum gemeinsamen Austausch. Diesmal drehen sich die Erzählungen um Kindheit und Beruf.
Die Suche nach dem richtigen Weg
«Nach meiner Maurerlehre hatte ich einen Spleen», erzählt Kaspar Blättler. «Ich wollte Missionar werden». Er tritt der Missionsgesellschaft Bethlehem in Immensee bei, absolviert Postulat sowie Noviziat und gibt erste Versprechen ab. Dann wird ihm bewusst, dass der missionarische nicht sein Weg ist und tritt «schweren Herzens» aus der Mission aus.
«Nach Hause gehen konnte ich nicht. Meine Mutter konnte meinen Austritt nur schwer verkraften und hätte ‹gruusig› getan», so Kaspar Blättler. Deshalb vermittelt ihm die Missionsgesellschaft einen Platz in einer Familie, die er mit Kostgeld und Arbeiten am Haus und im Garten unterstützt.
«Frau gesucht»
Ab und zu besucht er seine ehemaligen Mitbrüder. Bei einem dieser Besuche schubst ihn die Oberin in eine Richtung, die seine Zukunft verändern sollte: «Chasper, du bist jetzt wirklich alt genug, du solltest dir eine Frau suchen», meinte sie.
Und dann wird Kaspar Blättlers Erzählung mit jedem Wort noch etwas lebendiger. «Wie soll ich das – ‹gopfridstutz› – nur anstellen?», habe er sich gefragt. «Ich traute mich kaum eine Frau nur anzusehen, geschweige denn anzusprechen.» Aber als Mitglied der Jungmannschaft, einem kirchlichen Verein für ledige Burschen, sei er auf die Idee gekommen, in der Vereinszeitschrift ein Inserat «Frau gesucht» aufzugeben.
Die Frau fürs Leben gefunden
«Ich war erstaunt über die vielen Zuschriften, die ich auf das Inserat erhalten habe», erinnert sich Kaspar Blättler. «Auf den ersten Brief habe ich gleich geantwortet.» Dann habe er mit der jungen Frau telefoniert und ein «Rennen» vereinbart. «Das war Heidi – und bei ihr bin ich hängen geblieben.»
Zwei Jahre später wird geheiratet und Heidi Gasser bleibt für Kaspar Blättler die Liebe seines Lebens. Das Ehepaar zieht fünf Kinder gross. «Ich hatte eine gute Frau», betont der 79-Jährige. Als seine Heidi vor zwei Jahren an Krebs stirbt, ist der Schmerz über den Verlust unbeschreiblich.
Den Mut hat Kaspar Blättler deswegen nicht verloren. Er geniesst die Gemeinschaft mit anderen im «Heim im Bergli», wo er sich rundum wohl fühlt.