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Lebensgeschichte Martial Sialms Begeisterung für Tontechnik und Telefonie

Wie funktioniert eine Dampfmaschine? Wie sieht eine Spielzeug-Lokomotive von innen aus? Wie kommt die Musik ins Radio? Solche Fragen interessierten Martial Sialm von klein auf. Sie haben dem heute 85-Jährigen den Weg zu einem technisch versierten Fachmann geebnet.

Wäre Martial Sialm in die Fussstapfen seines Vaters getreten, wäre er wohl Musiker geworden. Doch mehr als das Instrument, interessierte den Knaben dessen Innenleben.

Wie funktioniert das?

Martials Vater war der rätoromanische Komponist Duri Sialm, ein begabter Musiker, der das Orgelspiel schon im Alter von sechs Jahren beherrschte.

Vermutlich hätte es Duri Sialm gerne gesehen, wenn sein Sohn ebenfalls eine musikalische Laufbahn eingeschlagen hätte. Den Versuch, ihm das Klavierspielen beizubringen, gab er jedoch bereits nach einem halben Jahr auf. Einzig interessant war der Flügel für den damals zwölfjährigen Martial nur dann, wenn er vom Klavierstimmer auseinander genommen wurde.

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Die kindliche Neugier des kleinen Martial Sialm
aus Lebensgeschichten vom 11.01.2016. Bild: zvg
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Dafür ist der 1931 in Schwyz Geborene schon als Fünfjähriger vom Zeppelin begeistert, der vor den Mythen vorbeifliegt – und von den Dampfschiffen auf dem Vierwaldstättersee. Fasziniert beobachtet er den Maschinisten bei seiner Arbeit und das Auf und Ab der Kolben in der Dampfmaschine.

Schier unstillbarer Wissensdurst

Dann hält das erste Radiogerät Einzug im Haus der Familie Sialm. Die Neugier von Martial ist erneut geweckt: «Wie kommt die Musik in diesen Kasten?», will er wissen und bringt damit seinen Vater – nicht zum letzten Mal – in Erklärungsnöte.

Dem Erforschen verfallen, sucht sich Martial Sialm seine Antworten häufig selber, indem er Dinge auseinander schraubt. Seine Spielzeug-Eisenbahn gibt bereits nach drei Tagen den Geist auf, dafür weiss der Sechsjährige wie die Lokomotive von innen aussieht. Auch in der benachbarten Spenglerei kann der neugierige Bursche seinen Wissensdurst stillen. Er darf Blech biegen und ab und zu – unter Aufsicht – sogar etwas löten.

Mit dieser Vorgeschichte erübrigt sich die Frage nach den beruflichen Zielen von Martial Sialm, der inzwischen mit seiner Familie in Graubünden wohnt. Natürlich musste es etwas Technisches sein. Er erwirbt die mathematisch-naturwissenschaftliche Matura am Gymnasium in Chur und studiert später als erster Schweizer am Institut für Rundfunktechnik in Nürnberg.

Begeisterung für Tonaufnahmen

Noch während seiner Zeit als Gymnasiast versucht sich Martial Sialm erstmals mit eigenen Aufnahmen. Sein Vater lässt ihn einen Webster mieten, ein Drahttongerät, und Martial zeichnet sein Trompetenspiel auf.

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Teilnahme am Wettbewerb von Radio Lausanne
aus Lebensgeschichten vom 11.01.2016. Bild: SRF/Jill Keiser
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Später bewirbt er sich mit der Aufnahme «Orchestrina Furiosa» an einem Wettbewerb von Radio Lausanne. In der Sparte «Musik» gewinnt er den ersten Preis, einen der ersten 33 Touren Plattenspieler der Marke Thorens. Zur bestandenen Matur erhält er dann seine erste Langspielplatte geschenkt, das Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowsky.

Während einer Livesendung von Radio Zürich aus Chur lernt Martial Sialm den damaligen Radio-Cheftechniker kennen. Dieser übergibt dem interessierten jungen Mann die Aufgabe, Kabelrollen zu verlegen. Unter anderem ist es auch diese Bekanntschaft, die dem späteren Aufnahmetechniker die Tür für eine Schnupperlehre bei Radio Zürich öffnet.

Als Schnupperlehrling erlebt Martial Sialm einen historischen Moment: die erste Ansage von Radiolegende Elisabeth Schnell. Er lernt den eifrigen Chefreporter Artur Welti kennen und trifft bekannteSchauspieler wie Zarli Carigiet oder Emil Hegetschweiler. Zu seinen Aufgaben im Studio Zürich gehört die Rettung alter Aufnahmen, von denen er Kopien für das Archiv erstellt.

Vom Tontechniker zum Fachmann für Telefonie

Auf Empfehlung des Radiodirektors kommt Martial Sialm 1954 nach Bern. Als Techniker erlebt er hautnah das «Wunder von Bern»: Die Bundesrepublik Deutschland schlägt im Fussball-Weltmeisterschafts-Final das hoch favorisierte Ungarn mit 3:2.

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Martial Sialm erzählt aus seinem Leben
aus Lebensgeschichten vom 11.01.2016. Bild: SRF/Jill Keiser
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Fünf Jahre später wird der inzwischen 28-Jährige zum Schweizer Fernsehen nach Zürich berufen. Doch der direkte Kontakt zur Technik ist ihm im TV-Studio zu gering. Deshalb verlässt er das Fernsehen als er von privater Seite den Auftrag für den Bau eines Studios erhält.

Später wechselt Martial Sialm auf das Gebiet der Telefonie. Fünf Jahre lang ist er bei der PTT für den Rundspruch verantwortlich. Dann wird er von der Schweizerischen Bankgesellschaft engagiert und übernimmt die Leitung der Gruppe Technik und Kommunikation.

Martial Sialm ist nun schon seit 20 Jahren pensioniert, doch die Begeisterung des 85-Jährigen für alles Technische kennt bis heute keinen Ruhestand.

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