Rosalie Schneuwly ist das älteste von sechs Geschwistern. Beim Tod der Eltern ist das jüngste noch nicht einmal schulpflichtig. Deshalb schalten sich die Behörden ein, um die Kinder anderswo unterzubringen.
Dagegen wehrt sich die damals 21-Jährige vehement: «Nein, das kommt nicht in Frage, wir bleiben zusammen», erklärt sie den Beamten. Sie will nicht, dass die Familie auseinandergerissen wird und den Kontakt zueinander verliert.
Wir bleiben zusammen!
Die drei Schwestern und drei Brüder dürfen auf dem Hof bleiben und packen Tag für Tag kräftig an. Einzig ein Vormund wird ihnen zur Seite gestellt. Mit ihm hat Rosalie Schneuwly offenbar keine guten Erfahrungen gemacht, sie will kein Wort über ihn verlieren, denn es wären keine guten.
Alles im Griff
Die Arbeit auf dem Hof ist hart, alle müssen mit mit anpacken. Es gilt Kühe, Schweine und Pferde zu versorgen. Ist die Arbeit auf dem eigenen Hof erledigt, hilft man noch auf anderen Betrieben aus. Natürlich wird in der Familie auch gelacht. Besonders lustig geht es zu und her, wenn die Verwandten aus der Ostschweiz im Sommer zu Besuch kommen. Dann sitzt man abends fröhlich beisammen und klopft einen Jass, manchmal bis in die frühen Morgenstunden.
Rosalie Schneuwly meistert die dreifache Rolle als Bäuerin, Mutter und Schwester ausgezeichnet. Sie bleibt solange auf dem Hof, bis der älteste Bruder das Heimet übernehmen kann.
Starker Zusammenhalt
Mit ihren Geschwistern hat die 88-Jährige bis heute einen guten Kontakt. Das gemeinsame Waisen-Schicksal hat sie zusammengeschweisst, das Miteinander in schwierigen Zeiten den Zusammenhalt gefördert. Das freut Rosalie Schneuwly sehr und bestätigt ihren damaligen Entscheid zum Wohle ihrer Geschwister.
Rosalie Schneuwly lebt heute im Pflegeheim Sonnmatt in Schmitten. Sie ist Mutter von zwei Söhnen und hat fünf Enkelkinder, unter ihnen die beiden Super League-Spieler Marco Schneuwly (FC Luzern) und Christian Schneuwly (FC Zürich).