Im trüben und kalten Winter kamen Bibliothekarin Judith Meier und ihre Arbeitskolleginnen auf die Idee, in der Stadtbibliothek St. Gallen eine Ecke mit Samen-Tütchen einzurichten. Sie alle sind begeisterte Hobbygärtnerinnen und wollten den Versuch wagen, eine Art Tauschbörse zu veranstalten.
Zum Start hat Judith Meier etwa 50 Samentüten mit verschiedenen Samen aus ihrem eigenen Garten gefüllt. Ausserdem hat sie verschiedene Organisationen angefragt, ob sie Samen beisteuern möchten. «Die Leute waren begeistert, die Samen schnell weg», meint Judith Meier. Jetzt sind sie gespannt, ob im Herbst oder im nächsten Frühling auch wieder selbst gewonnene Samen von den Hobby-Gärtnerinnen und -Gärtnern zurück kommen werden. «Die Idee ist, dass die Leute nicht einfach Tütchen nehmen, sondern auch wieder welche bringen», so die Initiantin.
Austausch fördern
Dieses neue Tauschangebot soll Kundinnen und Kunden einerseits miteinander ins Gespräch bringen, andererseits auch die Biodiversität in der Stadt fördern. Im besten Fall locke man damit auch neue Kunden in die Bibliothek, so Judith Meier.
Falls das Projekt gut anläuft, möchte die Bibliothekarin das Angebot noch ausbauen: Kurse zum Thema Samengewinn oder andere Gartenkurse schweben ihr vor.
Fahrende Bibliothek in Gärten
In Planung ist auch eine Zusammenarbeit mit dem Hilfswerk HEKS (Hilfswerk der Evangelischen Kirchen Schweiz). Dieses betreibt an verschiedenen Standorten in St. Gallen sogenannte «HEKS-Gärten». Das sind Familiengärten für Migrantinnen und Migranten, die ein Stück Land zur Verfügung gestellt bekommen, um dort ihr Gemüse anzubauen.
Gärten für Migrantinnen und Migranten
Das Projekt der Bibliothek St. Gallen möchte mit Garten- und Deutschlernbüchern in diese Gärten fahren, um den Migrantinnen und Migranten das Angebot der Bibliothek schmackhaft zu machen. «Oft ist die Hürde in die Bibliothek zu kommen sehr hoch, weil in ihren Herkunftsländern die Bibliothek den Intellektuellen vorbehalten ist», so Judith Meier. Sie möchte mit diesem Projekt eine Brücke bauen, um die Migrantinnen und Migranten besser zu integrieren.