Zum Inhalt springen

Header

Audio
Fasnächtliches mit Kochexperte Rudolf Trefzer und Sprachexperte Markus Gasser
Aus Audio MW vom 02.03.2017. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 15 Sekunden.
Inhalt

Radio SRF Musikwelle Fasnachts-Schlemmereien vor der Fastenzeit

Fasnacht bedeutet nichts anderes als die Nacht vor der Fastenzeit. Ein Zeitpunkt also, an dem man sich noch einmal zünftig den Bauch vollschlagen darf, bevor man sich in Verzicht übt. Kein Wunder gibt es gerade in diesen Tagen viele leckere und vor allem kalorienreiche Speisen.

In den katholischen Gebieten beginnt die Fasnacht mit dem Schmutzigen Donnerstag. Mit Schmutz ist nicht etwa Dreck gemeint, sondern Fett. Früher war Fett während den Wintermonaten ein lebenswichtiger Bestandteil der Ernährung.

Der Schmutzige Donnerstag läutet also die «fette» Zeit ein, in der vor der Fastenzeit noch einmal mit grosser Kelle angerichtet wird: fettiges Fleisch und in Fett gebackene Köstlichkeiten wie Schänkeli, Fasnachtschüechli, Krapfen oder Fastenwähe.

Zu den Fasnachts-Fleischspezialitäten gehören die Schamauchenwurts und der Bassersdorfer Schüblig, früher auch als Abessinier bekannt. Beide Würste haben eine interessante Geschichte.

Audio
Markus Gasser über zwei Fasnachtswürste
aus Audio MW vom 02.03.2017. Bild: SRF
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 55 Sekunden.

Schamauchen- statt Bürgerwurst

Die Schamauchenwurst ist eine typische Fasnachtswurst aus Will im Kanton St. Gallen. Ihre Geschichte beginnt vor gut einem Jahrhundert. Seit 1897 wurde in Will am Gümpeli-Mittwoch – dem Mittwoch vor dem Schmutzigen Donnerstag – mit einem Bürgertrunk die Strassenfasnacht eröffnet.

Zu diesem Anlass wurden nur «echte» Bürger eingeladen. Schamauchen – Zugezogene ohne Bürgerrecht – erhielten keine Einladung und folglich auch keine Bürgerwurst. Dafür ab 1918 eine Schamauchenwurst, hergestellt von einem auswärtigen Metzger. Die Gemeinde gab ihm die Erlaubnis, für den Bürgertrunk ebenfalls eine Wurst herzustellen und zu verkaufen, nur dürfe er sie nicht Bürgerwurst nennen.

Der schwarze Bassersdorfer Schüblig

Eine ebenso spannende Geschichte hat der Bassersdorfer Schüblig. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts zog ein junger Metzger namens Siber nach Lyon und liess sich durch die französische Wurstvielfalt inspirieren. Zurück in der Heimat entwarf er eine schwarze Wurst: einen Schüblig aus grob gehacktem Rinds- und Schweinefleisch, gefärbt mit einer Harz-Emulsion und geräuchert.

In den 1930er-Jahren, als Italien gegen Abessinien (heutiges Äthiopien) kämpfte, erhielt die Wurst aufgrund ihrer dunklen Farbe den Übernamen Abessinier. Die dunkle Wurst ihren geschmacklosen Namen längst verloren. Heute sagt man höchstens noch «dr Schwarz», wenn man einen Bassersdorfer Schüblig bestellt.

Meistgelesene Artikel