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Betli Stählin-Tschanz Eine volle Tankladung Leben

Obwohl nicht in Altendorf geboren, ist Betli Stählin-Tschanz eine Altendörflerin durch und durch. An der Hauptstrasse betrieb ihr Vater eine Garage. Sie selber konnte sich später mit der Tankstelle ebenfalls ihren Lebensunterhalt verdienen. Dort begann sie auch, ihrem Hobby nachzugehen.

Betli Stählin-Tschanz wurde im März 1932 in Zürich geboren. Mit sieben Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Altendorf. Ihr Vater kaufte am See ein Haus mit einer Garage. Doch kaum angekommen, brach der Krieg aus und der Vater musste in den Aktivdienst einrücken.

Während des Zweiten Weltkriegs mussten die Familie das Essen rationieren. Die Mutter war in dieser Zeit oft alleine mit Betli und ihrer Schwester. Damit sich Betli etwas zu Essen dazuverdienen konnte, klebte sie beim Restaurant gegenüber Essensmarken ein. So bekam sie pro Monat ein Hühner-Ei.

Exotin in der Schule

Betli ging in die Schule, die von zwei Nonnen aus Menzingen geführt wurde. Auch wenn sie sich bald wohl fühlte, sagte man ihr später, dass sie ein Exot gewesen sei. Sie hatte einen anderen Dialekt und war als Einzige reformiert.

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«Ich war angeblich ein Exot»
aus Lebensgeschichten vom 22.07.2019.
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Obwohl die Familie nah am Obersee wohnte, war es damals nicht üblich, schwimmen zu lernen. Betli Stählin-Tschanz kann bis heute nicht schwimmen. Für eine Abkühlung im See habe es aber immer gereicht, erzählt die Seniorin.

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«Ich habe nie schwimmen gelernt»
aus Lebensgeschichten vom 22.07.2019.
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Traumberuf Mechanikerin

Vaters Garage gefiel Betli Stählin-Tschanz sehr. Sie durfte dort auch kleinere Arbeiten verrichten. So beobachtete sie, wie ihr Vater Autos zu Holzvergasern umbaute. Dies, weil das Benzin damals knapp war.

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Vom Benzin zum Holzvergaser
aus Lebensgeschichten vom 22.07.2019.
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Betlis Wunsch, selber Mechanikerin zu werden, wurde immer grösser. Weil sie aber ein Mädchen war, durfte sie ihren Berufswunsch nicht umsetzen. Ihr Vater kannte einen Bankdirektor im nahen Rapperswil, so dass sie als junges Mädchen dort arbeiten durfte. Damals waren nur zwei Frauen bei der Bank angestellt.

Hochzeit gegen Vaters Willen

Betli arbeitete sechs Jahre für die Bank und verliess sie nur ungern, als sie heiratete. Sie hatte sich in einen Mechaniker verliebt, der bei ihrem Vater arbeitete. Ihr Vater warnte sie zwar vor dieser Heirat, doch Liebe macht bekanntlich blind. Betli Stählin-Tschanz zog mit ihrem Mann einige Dörfer weiter und bekam zwei Kinder.

Den Kontakt zu ihrem Vater hatte sie zu dieser Zeit abgebrochen, doch mit ihrer Mutter blieb sie im Austausch. Über die Mutter liess ihr Vater dann ausrichten, sie dürfe jederzeit wieder nach Hause kommen, falls sie unglücklich wäre. Weil ihr Mann ständig fremd ging, zog sie nach sechs Jahren wieder ins Elternhaus zurück. Dort betrieb sie dann auch die Tankstelle und lernte ihren zweiten Mann kennen.

Die Liebe zu Antiquitäten

Ihre Liebe zu Antiquitäten kommt nicht von ungefähr. Bereits die Eltern von Betli kauften ihre Möbel in Brockenhäusern ein. Nach dem Umbau der Tankstelle machte sie dort einen Antiquitäten-Laden auf.

Seit vielen Jahren wohnt die heute 87-jährige Betli Stählin-Tschanz in Altendorf im Kanton Schwyz. Heute kennt sie den Ort wie kaum jemand anders und hält auch hin und wieder geschichtliche Vorträge.

Lebensgeschichten auf SRF Musikwelle

In der «Sinerzyt»-Serie «Lebensgeschichten» von SRF Musikwelle blicken Seniorinnen und Senioren zurück in die Vergangenheit. Sie erzählen – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – von wichtigen Episoden aus ihrem Leben. Manchmal werden diese nur kurz gestreift, ein anderes Mal detailliert geschildert.

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