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Gerda Hauck – ein paar Kapitel einer Lebensgeschichte
Aus Lebensgeschichten vom 13.07.2015. Bild: zvg
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Lebensgeschichte Gerda Hauck und das «Haus der Religionen»

Im Dezember 2014 hat sich für Gerda Hauck ein Lebenstraum erfüllt. Am Europaplatz im Westen von Bern wurde das «Haus der Religionen» eröffnet. Es vereint acht Religionen unter einem Dach und fördert so den interkulturellen Austausch.

Gerda Hauck ist Präsidentin des Vereins «Haus der Religionen». Sie hat den langen Prozess von der Idee bis zur Realisierung hautnah miterlebt, die Hochs und Tiefs, die vermeintlichen Rückschläge und überraschenden Erfolgsgeschichten.

Ein «Haus der Religionen», wie es in Bern am Europaplatz steht, ist weltweit einzigartig. Natürlich gebe es viele multi-religiöse Räume oder interreligiöse Initiativen, sagt Gerda Hauck und erklärt, was ihr Konzept von anderen unterscheidet: «Der Betrieb wird durch alle acht Religionen in gemeinsamer Verantwortung geführt».

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«Haus der Religionen» – Gerda Hauck zum Konzept
aus Lebensgeschichten vom 13.07.2015. Bild: Stefan Maurer
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Planungsphase mit spannenden Prozessen

Wenn Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Wertvorstellungen sich gemeinsam für eine Sache engagieren, sei der Dialog besonders wichtig, so Gerda Hauck. «Wir führten schon bei der Planung endlose Diskussionen, zum Beispiel was die Architektur betrifft». Da ging es zum Beispiel um die Raumzuteilungen sowie Nähe und Distanz zwischen den verschiedenen Religionen.

Die 71-Jährige fühlt sich ausserordentlich privilegiert, dass sie diese spannenden Prozesse miterleben durfte. «Ich habe vor allem gelernt, dass sich Konflikte wirklich lösen lassen, auch wenn es manchmal hart auf hart geht».

Die Pflege und Stärkung der eigenen Identität ist wichtig.
Autor: Gerda Hauck

Innerreligiöser Dialog

Aus den letzten paar Monaten hat Gerda Hauck eine weitere wichtige Erkenntnis gezogen: «Der innerreligiöse Dialog ist mindestens so wichtig wie der interreligiöse». Im christlichen Raum seien zum Beispiel verschiedene christliche Konfessionen vereint, die trotz gleicher Quelle unterschiedliche Ansichten hätten. Dieses Phänomen zeige sich auch bei den anderen Religionen. Das Konzept auf einen für alle erträglichen Nenner zu bringen, sei aber eine anregende Herausforderung.

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Gerda Hauck zum innerreligiösen Dialog
aus Lebensgeschichten vom 13.07.2015. Bild: Stefan Maurer
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Neben- und Miteinander

Das «Haus der Religionen» soll ein verträgliches Nebeneinander ermöglichen. «Ein Miteinander in der Verschiedenheit», so Gerda Hauck. Dabei sei auch die Stärkung und Pflege der eigenen Identität wichtig. Angesprochen auf die religiös motivierten Konflikte auf der Welt, meint die Vereinspräsident: «Die Geschichte zeigt, dass es immer Menschen mit Machtansprüchen gibt». Doch Gewinner gebe es keine, denn blutige Auseinandersetzungen würden nur Tod, Leid und Schaden bringen.

Ein Beitrag für den Frieden

Glücklicherweise gebe es aber auch immer wieder Menschen, die den Frieden anstreben. Gerda Hauck sieht im Grossen und Ganzen sogar eine Tendenz zu mehr Frieden. Das «Haus der Religionen» soll dazu einen kleinen Beitrag leisten. «Wir sind vielleicht nur ein kleines Sandkorn, aber auch ein Sandkorn ist etwas», sagt Gerda Hauck bescheiden optimistisch.

Kurzbiografie von Gerda Hauck

Gerda Hauck wird am 22. Juni 1944 in Steinfeld (Oldenburg) geboren. Ihre Eltern sind dort bei Verwandten untergekommen, nachdem ihre Kölner Wohnung durch Bomben der Alliierten völlig zerstört war. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zieht die Familie zuerst nach Bonn und 1949 zurück nach Köln. Nach dem Abitur verlässt Gerda Hauck Köln und studiert zwei Semester in der Schweiz, wobei sie die kleine Universität Fribourg schätzen lernt. Deshalb kehrt sie später wieder nach Fribourg zurück, studiert Wirtschafts- und Sozialwissenschaften und promoviert 1972.

Die weisshaarige Frau trägt einen türkisfarbenen Pullover und einen dunkelblauen Schal.
Legende: Gerda Hauck-Hieronimi lebt seit 1974 in Bern. Stefan Maurer

Beruflich engagiert sich Gerda Hauck danach hauptsächlich im sozialen Bereich, angefangen beim Bundesamt für Sozialversicherung. Sie arbeitet als ehrenamtliche Projektentwicklerin mit diversen Hilfswerken zusammen, ist als Hilfswerkvertreterin im Asylverfahren tätig und Mitarbeiterin im Bereich Migration bei Caritas Bern.

2001 wird sie zur Integrationsbeauftragten der Stadt Bern berufen. In dieser Funktion koordiniert Gerda Hauck auch die Geschäfte des Vereins «Haus der Religionen – Dialog der Kulturen» mit den verschiedenen Direktionen der städtischen Verwaltung. Dem Verein gehört sie seit 2002 an. Seit ihrer Pensionierung 2007 ist sie Präsidentin des Vereins.

Seit ihrer Heirat 1970 besitzt Gerda Hauck das Schweizer Bürgerrecht. Die heute 71-Jährige ist Mutter von drei Söhnen.

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