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Die Schweiz galt als Paradies.
Aus Audio MW vom 25.09.2014.
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Lebensgeschichte «Lebensgeschichte» von Edith Trefzer

Als sie in Österreich inmitten des zweiten Weltkriegs aufwuchs, schien die Zukunft düster. Sogar ihr Stiefvater nahm sich das Leben. Nach Kriegsende aber ging es endlich wieder bergauf. Edith Trefzer konnte sogar ihren Traumberuf ergreifen und in die Schweiz umsiedeln.

Sie ist eine Dame mit Stil. Noch heute - mit ihren 81 Jahren - merkt man Edith Trefzer an, dass sie eine Ahnung davon hat, wie man sich chic zurechtmacht. Adrett gekleidet und perfekt frisiert empfängt sie unsere SRF Musikwelle Redaktorin Jill Keiser in ihrer Wohnung um über ihr aufregendes Leben zu berichten.

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Heute kann sie ihre Mutter besser verstehen.
aus Audio MW vom 25.09.2014.
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Kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkriegs kam Edith Trefzer in Insbruck zur Welt. Da ihre Mutter gesundheitlich angeschlagen war, kam Edith Trefzer vorerst bei Verwandten unter. Ihr Onkel und ihre Tante hatten ein grosses Herz und nahmen sie bei sich auf.

Bevor sie eingeschult wurde, durfte sie wieder zurück zur leiblichen Mutter, die in der Zwischenzeit erneut geheiratet hatte. «Ein äusserst liebevoller Stiefvater war es», schwärmt Edith Trefzer.

Fliegeralarm auf dem Weg zur Schule

Der Schulalltag war hingegen äusserst chaotisch. Trefzer erinnert sich noch heute bildhaft daran, wie mitten auf dem Schulweg plötzlich die Sirenen heulten, oder wie riesig die Klassen damals waren. An die 90 Schülerinnen und Schüler versuchten dem Unterricht zu folgen und zudem wurden die Lehrer fast wöchentlich zum Kriegsdienst abberufen. Trotzdem spürt man noch heute, wie sehr gerade diese Zeit Edith Trefzer prägte.

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Der Stiefvater war gegen Hitler
aus Audio MW vom 25.09.2014.
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Ediths Stiefvater trat einer Untergrundorganisation bei, die sich gegen die Nazis aufbäumte.

Schliesslich war er mit der ganzen Kriegs-Situation überfordert und nahm sich das Leben.

Ein harter Schicksalsschlag für Ediths Mutter und ihre mittlerweile vier Geschwister. Dennoch ging es weiter.Ediths Mutter schuftete was sie nur konnte um ihre Kinder durchzubringen.

Die Schweiz braucht Coiffeusen

Als das Kriegsende verkündet wurde, konnte man wieder Hoffnung schöpfen und neue Ziele ins Auge fassen. Ediths Mutter bestand darauf, dass alle ihre Kinder einen Beruf erlernen sollten, auch die Mädchen.

Coiffeuse, das war Ediths Traumberuf. Sie fand eine Lehrstelle und kurz nach Lehrabschluss hatte sie schon ein neues Ziel ins Auge gefasst: Die Schweiz.

Einerseits wollte sie weg von ihrer doch strengen Mutter ziehen und andererseits bot ihr die Schweiz viel bessere Möglichkeiten sich zu verwirklichen. Ihre erste Stelle fand sie per Inserat in einer internationalen Zeitschrift für Coiffeure.

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Tiroler-Dialekt war in Lyss beliebt.
aus Audio MW vom 25.09.2014.
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Wo die Liebe hinfällt

Also kam sie nach Lyss. Ursprünglich wollte sie ein Jahr bleiben, daraus wurden über 60.

Von ihrer Kundschaft wurde sie nicht nur wegen ihres Könnens, sondern auch wegen ihres Tiroler-Dialekts geschätzt

Sie selber wiederum war nicht nur sehr zufrieden mit ihrem Chef, sondern verliebte sich gleich auch noch in dessen Sohn, der einmal den Salon des Vaters übernehmen sollte.

Kurt Trefzer allerdings, wollte sich später lieber als Sportjournalist verwirklichen, was ihm auch äusserst erfolgreich gelang. «Ich selber hätte eigentlich auch Schriftstellerin werden sollen», meint Edith Trefzer schmunzelnd, womit sie nicht unrecht hat. Ihre eigene Lebensgeschichte würde gewiss genügend Lesestoff für ein ganzes Buch liefern.

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