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Bircher-Benner
Aus Puls vom 26.01.2004.
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Radio SRF Musikwelle Maximilian Oskar Bircher-Benner und das «Birchermüesli»

Maximilian Oskar Bircher-Benner gilt als Pionier der Vollwertkost. Gegen alle Widerstände hat der Zürcher Arzt seine Ernährungsreform verteidigt und durchgesetzt. Dem Verfechter von Rohkost-Diäten haben wir das «Birchermüesli» und andere Müsliarten zu verdanken.

Maximilian Oskar Bircher-Benner wurde 1867 in Aarau geboren. Er studierte in Zürich und Berlin Medizin und liess sich nach dem Studium als Arzt in der Stadt Zürich nieder.

Schwarz-weiss Foto von Maximilian Bircher-Benner mit Bart und Brille im weissen Anzug.
Legende: Maximilian Bircher-Benner (1867-1939). Wikimedia

Eine eigene Gelbsuchterkrankung soll Anstoss zur Entwicklung seiner modernen Ernährungslehre gewesen sei. Seine Gelbsucht wurde von grosser Mattigkeit und Appetitlosigkeit begleitet. Während der Krankheit gelüstete es ihn einzig nach ein paar frisch geschnittenen Äpfeln. Diese einfache Apfeldiät zeigte positive Wirkung: Max Bircher-Benner wurde nach wenigen Tagen wieder gesund. Durch diesen Erfolg ermutigt, verschrieb er auch schwer magenkranken Patientinnen und Patienten eine pflanzliche Rohkost-Diät, die ebenfalls erfolgreich war.

«d'Spys»

Als Apfeldiätspeise hat das «Birchermüesli» einen weltweiten Siegeszug angetreten. Bei allen Müsli-Variationen, die es heute gibt, sind Getreide, frische Früchte und Milchprodukte nach wie vor die Hauptzutaten. Max Bircher-Benner nannte seine Erfindung ganz einfach «d’Spys» und erklärte, sie habe fast denselben Eiweiss-, Fett- und Kohlenhydratgehalt wie Muttermilch. Deshalb sei sie von Natur aus eine harmonische, ausgewogene Nahrung.

Kritik und Widerstände

Original-«Birchermüesli»

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1 Esslöffel Haferflocken, 3 Esslöffel Wasser, 1 bis 2 Äpfel mit Schale und Kerngehäuse geraffelt, Saft einer halben Zitrone, 1 Esslöffel gezuckerte Kondensmilch. Alles frisch zubereiten, mischen und 1 Esslöffel geriebene Nüsse darüber streuen.

Mit seiner Ernährungsreform stiess Max Bircher-Benner andere zeitgenössische Mediziner vor den Kopf. Sie unterstellten ihm, die Grenzen der Wissenschaft verlassen zu haben. Im Januar 1900 wurde er deshalb aus der Ärztegesellschaft ausgeschlossen und verlor sein Recht, zukünftige Mediziner auszubilden. Später unterstützten wissenschaftliche Arbeiten anderer Länder Bircher-Benners Erkenntnisse. In den 1930-er Jahren anerkannten die Universitätskliniken den therapeutischen Wert der «Rohkost nach Bircher-Benner».

1904 eröffnete Max Bircher-Benner das Sanatorium «Lebendige Kraft» auf dem Zürichberg. Seinen Patienten verordnete er Bewegung im Freien, Gymnastik, Luftbäder und Hydrotherapie. Der visionäre Mediziner revolutionierte nicht nur die Essgewohnheiten, er liess seine Patienten auch zu einem gesunden harmonischen Leben im Einklang mit der Natur zurückfinden.

Für eine gesunde Lebensweise empfahl Max Bircher-Benner die «Neun Ordnungsgesetze des Lebens»:

  • Die pflanzliche Rohnahrung übt Heilwirkung aus.
  • Die Ernährung ist ausgewogen, vollwertig und mehrheitlich vegetarisch.
  • Die Nahrungszufuhr ist sparsam und deckt nur den tatsächlichen Bedarf.
  • Das Kauen und das Umfeld beim Essen haben für die Nahrungsaufnahme und -verwertung grosse Bedeutung.
  • Licht, Luft und klares Wasser üben über die Haut günstige Heilreize aus.
  • Richtiges Atmen ist Lebensgrundlage.
  • Körperbewegung wirkt gesundheitsfördernd.
  • Zur Gesundheit gehören ein natürlicher Lebensrhythmus, ein gesunder Schlaf…
  • …und ein ausgewogenes Seelenleben.

Mit «Wendepunkt» hat Maximilian Oskar Bircher-Benner ab 1923 seine eigene Zeitschrift herausgegeben. Ausserdem hat er zahlreiche Arbeiten über Psychotherapie, Diättherapie, Hydrotherapie, Lebensordnung, Ordnungstherapie und Ärzteausbildung veröffentlicht. Der Ernährungsreformer und Seelenarzt starb 1939 im Alter von 72 Jahren.

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