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Dieter Dornig Alles aufs Spiel gesetzt

Für seine Freiheit setzte Dieter Dornig alles aufs Spiel – sogar seine Karriere. Mittlerweile erlebt der Sänger aus der ehemaligen DDR seinen zweiten Schlager-Frühling.

Es ist schon erstaunlich, wie in der ehemaligen DDR eine regelrechte Gilde an Sängerinnen und Sänger «grossgezogen» wurde. Für jeden West-Star gab es auch im Osten ein Pendant dazu, mit ähnlichem Erscheinungsbild und ähnlichen Melodien. Ausserdem musste man sogar als Schlagersänger einen offiziellen Berufsausweis vorweisen können.

In der DDR lief es rund

Diesen Ausweis konnte Dieter Dornig vorweisen, sogar mit klassischer Gesangsausbildung. Sein Hang zum Schlager war aber viel grösser als zur Oper. Ebenso gross war sein Hang zur künstlerischen Freiheit. Als DDR-Sänger durfte er lediglich in der Heimat und in verbündeten Staaten wie der Sowjetunion, Rumänien oder Bulgarien auftreten.

Seine Karriere kam damals schon so richtig in die Gänge. Dornig trat an grossen TV-Shows auf, hatte seine eigenen Radio-Sendungen und mit dem Titel «Mutter ich hab dir so lang nicht geschrieben» einen Hit.

Abenteuerliche Flucht in den Westen

Dennoch war er mit der ganzen Situation nicht zufrieden und wollte in den Westen. Zusammen mit seiner Frau hegte er also einen abenteuerlichen Plan aus, der ihnen nach mehreren, erfolglosen Gesuchen bei der Behörde letztlich eine gemeinsame Reise in den Westen ermöglichte. Eine Reise, von der die beiden nicht mehr zurückkehren sollten. Vielmehr liessen sie sich in München nieder, im Bewusstsein, dass Dieter als Schlagersänger im Westen nochmals von Null auf anfangen musste.

Prominenter Startbonus

Dornig versprach sich 1988 viel von einem Auftritt in Dieter Thomas Hecks TV-Sendung «Die Pyramide». Er wählte dafür ein Lied aus seinem bisherigen Repertoire aus, was in Westdeutschland natürlich total unbekannt war. Entsprechend wenig Beachtung fand sein Auftritt, resümiert Dornig.

Als dann die Wende kam, waren Sängerinnen und Sänger aus dem Osten sowieso abgeschrieben. Das bekam auch Dornig zu spüren. Er sattelte um und machte sich im Immobilienwesen selbständig. Der Musik blieb er nebenbei immer treu. Gerade in den letzten Jahren produziert er wieder vermehrt neue Lieder.

Zweiter Schlagerfrühling

Einen Aufschwung hat er gewiss auch der aufkommenden Ostalgie zu verdanken, wo ehemalige DDR-Stars wieder vermehrt gefragt sind. Dornig stellt es aber auch gekonnt an. Mittlerweile nimmt der 70-Jährige das Alter humorvoll aufs Korn. Zeilen wie: «Wie schreibt man Rollator» hören sich frech und witzig an. Gepaart mit modernem Sound und jeder Menge Power gehen seine Songs ins Ohr. Gut möglich, dass Dornig so einen zweiten Schlager-Frühling erleben darf – es wäre ihm jedenfalls vergönnt.

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