Die Nachricht kommt unerwartet und erschütternd zugleich. Roger Cicero stirbt am 24. März 2016 an einem Hirnschlag. Er ist gerade einmal 45 Jahre alt. Ein Ausnahmekünstler, der durch seinen lockeren Stil Croonern wie Frank Sinatra alle Ehr machte und den Swing wieder aus der Mottenkiste holte – auf Deutsch wohlgemerkt.
Machogehabe
Bis er 2006 mit seinem Album «Männersachen» plötzlich international die Hitparaden stürmt, ist Cicero ein Geheimtipp, der vor allem in kleinen Clubs auftritt. Dabei stösst er mit seinen Songs wie «Zieh’ die Schuh aus» nicht nur auf Gegenliebe. Frauenrechtlerinnen werfen dem smarten Sänger mit der samtweichen Stimme Machogehabe vor. Cicero giesst zusätzlich Öl ins Feuer, indem er behauptet: «Bühnenauftritte mit einer Big Band, zwölf Typen, alle in dunklen Anzügen, alle verschieden, alle lässig, alle genau bei der Sache - das ist schon eine sehr männliche Geschichte».
Frauen regier’n die Welt
Allerdings dementiert er sein angekratztes Image durch seine Teilnahme am Eurovision Song Contest 2007, wo er mit «Frauen regier’n die Welt» das starke weibliche Geschlecht zelebriert. Leider landet er damit nur auf einem mittelmässigen 19. Platz, worüber er selber genauso enttäuscht ist, wie die Kritiker. Mag sein, dass für den glamourösen Auftritt an diesem Abend eine Big Band fehlte. Roger durfte nur sieben Musiker mit auf die Bühne nehmen. Ausserdem schien das Publikum nichts mit handgemachter Musik anfangen zu können. Dennoch kann man diesen Auftritt aus heutiger Sicht seinen wohl grössten Erfolg seiner kurzen Karriere bezeichnen.
Am 6. Juli 2020 könnte Roger Cicero seinen 50. Geburtstag feiern. «Wenn es morgen schon zu Ende wär’. Dann wiegt die Welt nicht ganz so schwer. Dann leb ich vielleicht heute nur ein kleines bisschen mehr» – wie ergreifend diese Zeilen im Nachhinein plötzlich klingen.