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Schweizer Geschichten «Schweizer Geschichten» mit Erna Schürch

Erna Schürch stammt ursprünglich aus Ex-Jugoslawien. Ihre Heimat hat sie während des Zweiten Weltkriegs verlassen. Seit 1959 besitzt sie den Schweizer Pass. «Wir waren eine Familie von Kämpfern», sagt sie. Schwierigen Zeiten in ihrem Leben habe sie dank guter psychischer Gesundheit gut überstanden.

Als Kind hat Erna Schürch in der Nähe von Belgrad gewohnt. Mit der Bombardierung von Belgrad 1941 fand der Zweite Weltkrieg sozusagen vor ihrer Tür statt. «Wir haben zum ersten Mal Todesangst ausgestanden», erinnert sich Erna Schürch. Noch Jahre später hat sie das tiefe Brummen von Flugzeugen aus dem Schlaf gerissen und in Panik versetzt.

Erna Schürchs Familie, mit deutschen Wurzeln, ist in den Kriegswirren aus Ex-Jugoslawien geflohen, über Ungarn, Österreich bis nach Deutschland, wo Verwandte der Mutter lebten. Die Erinnerungen an diese Zeit wühlen auf. «Wir waren zu Fuss unterwegs, meistens nachts. Meine Schwester Helen war schwer tuberkulös und spuckte Blut. Wir waren halb verhungert, fast nur noch Haut und Knochen. Einmal hat meine Mutter bei einem Bauernhaus ihren Ehering gegen einen Laib Brot eingetauscht». Ihren Vater hat Erna Schürch nie mehr gesehen, er blieb verschwunden, niemand wusste über sein Schicksal Bescheid.

Das Glück des Lebens besteht nicht darin, keine Schwierigkeiten zu haben, sondern sie alle glorreich zu überwinden.

In jungen Jahren hat Erna Schürch in Deutschland in einer Fabrik gearbeitet. Dank einer Arbeitskollegin, konnte sie einmal bei deren Verwandten Ferien in der Schweiz verbringen. Kurzerhand fasste sie den Entschluss für immer in der Schweiz zu bleiben. 1952 hat sie in Bern ihren späteren Ehemann Fritz kennengelernt. «Ein ganz liebenswerter Mann aus einer sehr liebenswerten Familie», betont sie.

Wenn Erna Schürch heute von Daheim spricht, meint sie die Schweiz. Hier fühlt sie sich zuhause, hier ist sie verwurzelt. Die Schweiz bezeichnet sie als Willensnation, die ihre Werte verteidigt. Sie schätzt es in einem Land zu leben, wo einigermassen Ordnung herrscht, «in dem die Züge tatsächlich fahren». Und trotz ihrer Herkunft habe sie in der Schweiz nie eine rassistische Haltung oder Vorurteile ihr gegenüber erfahren.

Ihre Erzählung schliesst Erna Schürch mit einem Zitat: «Das Glück des Lebens besteht nicht darin, keine Schwierigkeiten zu haben, sondern sie glorreich zu überwinden». Sagt eine Frau, die in ihrer Kindheit und Jugend die Irren und Wirren eines Krieges miterlebt hat.

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