An jenem Septembertag kehrt Margrit Reithaar soeben aus der Schule zurück, als ihr Vater sie zu sich ruft. «Jetzt muss ich in den Krieg», erklärt er ihr mit zittriger Stimme.
Die restliche Familie muss fortan selber für sich sorgen. Da Margrits Bruder 1939 die Schule beendet, wird er schnellstmöglich in der eigenen Drogerie als Lehrkraft eingestellt. So kann man verhindern, dass auch er eingezogen wird. Margrits Mutter arbeitet derweil im Einkaufsladen und sie selber kümmert sich um den Haushalt.
Verantwortung übernehmen
Während der Kriegszeit ernährt man sich quasi von Kartoffeln. Hungern muss zwar niemand, aber alles wird streng rationiert. Der Plan Wahlen kommt Margrit da gerade recht. So wird die Schweizer Bevölkerung dazu angehalten, selbst für Nahrung zu sorgen.
Leider verstirbt der Vater gleich nach dem Krieg. Auch Magrits Mutter stirbt vier Jahre später. Nun sind es die Brüder, die für ihre kleine Schwester Sorge tragen. Sie unterstützen sie – auch finanziell – in ihrem Wunsch Lehrerin zu werden.
Kinder im Wandel der Zeit
Nach ihrer Ausbildung, unterrichtet die Junglehrerin Mehrklassen auf dem Land. Es ist gerade diese Zeit, an die sich Margrit Reithaar heute besonders gerne erinnert. Später siedelt sie wieder über in die Stadt. Ihr fällt auf, dass die Kinder mit der Zeit immer rebellischer werden. Als sie noch klein war, galten nur schon neue Schuhe als etwas sehr Wertvolles. Nun aber kauft man sich einfach ein paar neue, wenn die alten etwas aus der Mode geraten sind.
Grünstadt Zürich
Heute lebt sie in einer schmucken, kleinen Wohnung der Hauserstiftung Zürich. Eine aktive, engagierte Frau, die sich auch sehr für politische Anliegen interessiert. So schwärmt sie vom Schweizer Verkehrsnetz, wünscht sich aber gleichzeitig mehr grüne Inseln in der Stadt Zürich. Was sie allerdings an der heutigen Zeit überhaupt nicht leiden kann, ist die Abhängigkeit vom Computer. «Was man da so alles von sich preisgibt, ist ja unglaublich!» schüttelt sie den Kopf.