Aufgewachsen ist Nelly Schulthess in Zürich-Wiedikon. Sie war aber auch oft in Lausanne, zu Besuch bei ihrer Gotte. Deshalb hat sie schon früh Französisch gelernt. Nach der Schule verbrachte sie anderthalb Jahre in London und lernte die englische Sprache. Ihre Sprachkenntnisse waren denn auch mit ein Grund, weshalb sie als Sekretärin bald einmal in die Chefetage befördert wurde. Oben angekommen, wurde es der quirligen Nelly bald einmal langweilig, sie kündigte ihren Job und suchte sich eine neue berufliche Herausforderung.
Von der Direktionssekretärin zur Sozialarbeiterin
Diese fand sie in der Sozialarbeit, sie liess sich an der Abendschule zur Sozialarbeiterin ausbilden und wurde anschliessend von der Kirchgemeinde angestellt. Dort konnte sie ihr Potential voll ausschöpfen. Die Leidenschaft ist hörbar, wenn Nelly Schulthess von den vielen schönen Erlebnissen erzählt. Sie konnte Kinder-, Sonntagsschul- und Konfirmandenlager organisieren, später Ausflüge und Ferien für Seniorinnen und Senioren. Solche Aufgaben waren ihr Ding, da konnte sie sich entfalten.
Ich habe sie wahnsinnig toll gefunden.
Einmal hat Nelly Schulthess ein Praktikum bei Emilie Lieberherr absolviert. «Ich habe sie wahnsinnig toll gefunden», sagt sie über die SP-Politikerin und spätere Vorsteherin des Zürcher Sozialamts. Sie habe Emilie Lieberherr als sehr grosszügige Frau kennengelernt. Sie wolle, dass es den Leuten im Alter gut gehe, habe sie immer wieder betont und sich unter anderem auch für den Bau schöner Altersheime eingesetzt.
Kindheitserinnerungen
Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs war Nelly Schulthess sechs Jahre alt. Sie erinnert sich vor allem daran, dass ihr Vater oft im Militär war. Damit er seine Kinder trotzdem aufwachsen sieht, hat er extra eine Ferienwohnung in der Innerschweiz gemietet, wo er stationiert war. In den Kriegsjahren ging es der Familie verhältnismässig gut. Dank eigenem Garten gab es frisches Gemüse und an Feiertagen dank der eigenen Kaninchenzucht einen Sonntagsbraten. Aus ihrer Kindheit erzählt die 80-jährige Rentnerin vor allem von den vielen Ausflügen und Wanderungen, die sie als Familie unternommen haben. Vermutlich wurde damals der Samen für die spätere Reiselust gelegt. Auf ihren vielen Reisen hat Nelly Schulthess festgestellt, auch anderswo lässt sich gut leben.