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Gomser Sagen Gioco Schmid: Im Bann der Oberwalliser «Booze»

Bernhard Schmid wird seit seiner Kindheit Gioco genannt. Als Gioco Schmid ist er heute als Sagenerzähler weit herum bekannt. Beim wöchentlichen «Aabesitz» im Hotel Glocke in Reckingen erzählt er geheimnisvoll von guten und bösen Geistern.

Auslöser für den heute sehr beliebten «Aabesitz» war eine Fackelwanderung mit Hotelgästen. «Jetzt wäre eine 'Booze-Gschicht' toll», meinte einer der Gäste. «Booze» ist ein Oberwalliser Dialektwort für Geist. Und so erinnerte sich Gioco Schmid an die wunderbaren Geistergeschichten, die seine Grosseltern ihm früher erzählten.

Geschichten verbinden die Gemeinschaft

Der «Aabe-Sitz» ist keine neue Erfindung. Im Gegenteil. Es ist eine schöne alte Tradition, wie man sie früher in den abgelegenen Dörfern regelmässig gerne pflegte. Abends traf man sich in einer geselligen Runde und erzählte allerlei wunderliche Geschichten.

Der Mensch suchte immer schon nach Antworten auf Dinge, die er nicht versteht. Also erfand man Geschichten gegen Unsicherheit und Ängste.
Autor: Bernhard «Gioco» Schmid Sagenerzähler

Bis zum Bau der Eisenbahn war die Dorfgemeinschaft während den Wintermonaten von der Umwelt meist abgeschnitten. Der Alltag war ziemlich eintönig und die Bevölkerung existentiell abhängig von Gott, der Natur und der Gemeinschaft.

Geschichten schenken mögliche Erklärungen

Nebst dem grossen Einfluss der Katholischen Kirche war der Hang zum Magischen und Spirituellen gross. Immer auf der Suche nach Erklärungen für das Unerklärliche. «Der Mensch suchte immer schon nach Antworten auf Dinge, die er nicht versteht», meint Gioco Schmid. «Also erfand man Geschichten gegen Unsicherheit und Ängste».

Abschriften blockieren die Erzählkunst

In den 1960er-Jahren beauftragte der Nationalfonds Josef Guntern die Oberwalliser Geschichten zu sammeln. Das war zwar gut gemeint, wurde so doch wertvolles Kulturgut für die Nachwelt erhalten, doch der Tradition des Geschichtenerzählens versetzte es eine Art Todesstoss. «Ab dann erzählte mein Grossvater keine Geschichten mehr», so Schmid. «Durch die Abschrift ging für ihn die erzählerische Freiheit verloren».

Gioco Schmid beim Erzählen.
Legende: Am «Aabe-Sitz» erzählt Gioco Schmid jeweils haarsträubende «Booze-Gschichte». GLOCKE.CH

Glücklicherweise hat Gioco Schmid das Sagenerzählen neu belebt. Bis heute zieht er einmal pro Woche das Publikum beim «Aabe-Sitz» in seinen Bann. Und wie er früher, bekommen nun auch seine Grosskinder von ihrem Grossvater regelmässig «Booze-Gschichte» erzählt.

Geschichten im Oberwalliser Dialekt

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