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Luzerner Sagen Sybille Amrein erzählt Geschichten rund um den Pilatus

Ursprünglich wollte sie Clownin werden, aber Sibylle Amreins Vater war dagegen. Dennoch blieb sie am Ball, besuchte zahlreiche Kurse im Bereich Theater und Clownerie. Mittlerweile ist sie als Märchenerzählerin an ihrem Ziel angekommen.

Geschichten liebte sie schon immer. Zuerst als Zuhörerin und später dann auch als Erzählerin. Obschon ihr Vater stets gegen ihre künstlerischen Ambitionen war, besuchte Amrein fleissig Theater- und Clownkurse. Eine Leidenschaft, die sie als Kindergärtnerin und Religionslehrerin perfekt umsetzen konnte.

Nachdem sie eine Bekannte dazu motivierte, sich zusätzlich als Märchenerzählerin ausbilden zu lassen, zögerte sie nicht lange. So kam ein Puzzlestein zum andern und für Amrein ging ganz unerwartet ein Kindheitstraum in Erfüllung. Als Märchenerzählerin kann sie ihre Talente wie Schauspiel, Bewegung und Fantasie vereinen.

Baselbieterin mit Luzerner Wurzeln

Amrein wuchs ursprünglich im Baselland auf. Ihre Grosseltern lebten allerdings in Kriens. So verbrachte sie schon als Kind viel Zeit in der Region rund um den Pilatus. Seit 1985 lebt sie selber in Horw. Etwas schade findet sie, dass sie keinen «reinen Dialekt» spricht, denn gerade auf Schweizer Mundart legt sie beim Erzählen ihrer Geschichten grossen Wert.

Auf Mundart authentischer

In Amreins Zuhause stapeln sich dutzende Ordner voller Märchen und Geschichten. Diese verfasst sie zwar alle auf Hochdeutsch – während ihrer Märchenstunden wechselt sie dann allerdings ad hoc auf Mundart. Erst dann fühle sie sich so richtig authentisch.

Luzerner Sagen vom Pilatus

«D'Sag vom Kloster Dagmarselle»

Mitten im Wald stand ein Kloster, in dem es spukte. Trotzdem gingen die Leute dorthin, um einen Schatz zu finden. Eines Tages kamen junge Burschen und fanden eine Jungfrau vor, die ihnen klare Anweisungen gab. Die Habgier eines jungen Mannes aber wurde ihm zum Verhängnis.

«Die Sträggele und dr Türst»
Die reiche übermütige Tochter geht lieber auf die Jagd als gelangweilt am Spinnrad zu sitzen. An einem Freitag beklagt sie sich über das fade Fastenessen. Sie sehnt sich nach einer saftigen Schweinekeule und macht sich zusammen mit ihrem Verlobten auf die Jagd. Da holt sie der wilde Türst und sie müssen fortan Nacht für Nacht Wildschweinen hinterherhetzen.

«S'versunkeni Schloss»
Ein Schlossherr treibt seine Arbeiter fluchend an, das Heu vor dem aufziehenden Gewitter ins Trockene zu bringen. Sein Fluchen geht soweit, dass er, sein Schlossgut und seine Bediensteten mit einem grossen Donnerwetter im Boden versinken. Der Gewitterregen füllt das abgrundtiefe Loch mit Wasser. So sei der Egolzwilersee entstanden, erzählt die Sage.

«Gold sonnen auf Kastelen»
Der gottlose Ritter Kuno von Kastelen schliesst einen Pakt mit dem Teufel. Daraufhin verwandelt sich alles in seinem Burghof in pures Gold. Ihm selber wird dies zum Verhängnis. Doch Jahre später macht es eine Familie reich.

«Die Salige vo dr Kastenenalp»
Ein reicher Bauer auf der Kastelenalp zeigt sich herzlos gegenüber seinen armen Verwandten. Als ihn seine Nichte um Unterstützung für sich und ihre Mutter bittet, schickt er sie während eines schrecklichen Gewitters mit leeren Händen wieder heim. Für seine Herzlosigkeit muss er bitter büssen.

«D'Pilatussag»
Er liess Jesus Christus ans Kreuz nageln und erhängte sich später selber. Der römische Statthalter Pontius Pilatus wurde selber zur Legende und soll noch als Leichnam Angst und Schrecken verbreitet haben. Letztlich fand er seine letzte Ruhestätte auf dem Luzerner Hausberg, der heute seinen Namen trägt – und auch dort soll sich Pilatus ab und zu bemerkbar machen.

«D’ Hermannli»
Sein berühmter Käse und sein heilender Kirschschnaps machten ihn reich. Ja, der Bauer Balz hatte das Glück auf seiner Seite – oder besser gesagt, die emsigen Zwerge, die man als Hermannli vom Pilatusberg kannte. Das Geheimnis um ihre Füsse hätte Balz allerdings besser für sich behalten sollen.

«Dr Küfer vo Luzärn in dr Drachehöli»
Nach einem Absturz am Pilatus, landet ein Fassbinder unversehrt in einer Höhle. Diese wird von zwei Drachen bewohnt, die sich aber unerwartet ganz liebevoll um ihn kümmern. So liebevoll, dass er im Frühling nach einer dramatischen Rettungsaktion strotzend vor Kraft wieder nach Hause zurückkehren kann.

«Dr Luzerner Drachenstein»
Ist es ein Meteorit oder doch eher eine simple Tonkugel? Letzteres wollten moderne Wissenschafter über den Drachenstein zumindest herausgefunden haben. Dabei klingt die Sage über den Rothenburger Bauer Stämpfli doch so schön. Dieser soll den mysteriösen Stein entdeckt haben, nachdem er einen monströsen Drachen am Himmel vorbeifliegen sah.

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