Sagen aus dem Tessin - Verliebt in die Sonnenstube

Katia Moser stammt aus dem Emmental. Das Tessin wurde ihre Wahlheimat – eine Liebe, die schon in ihrer Jugend zu spriessen begann. So verbrachte sie nach ihrer Lehre als Dekorationsgestalterin einen Sprachaufenthalt in der Schweizer Sonnenstube. Aber auch die Liebe selbst spielte eine Rolle.

Schon vor ihrem Sprachaufenthalt unternahm Katia mit einer Freundin eine Velotour ins Tessin und lernte dort ihren zukünftigen Mann kennen. Allerdings hatte auch er Berner Wurzeln. Als Lokführer war seine Dienststelle in Bellinzona.

Walheimat mit viel amore

Ihre erste Wohnung mieteten sie in Lugano, wo sie auch heute noch zuhause sind. Das Tessin und Katia Moser, das ist seit Beginn an eine Liebesgeschichte. Mittlerweile spricht und denkt sie auch auf Italienisch. Nur zuhause mit ihrem Mann wird Mundart gesprochen.

Geschichten verweben

Auch ihren Kindern erzählte sie Anfangs noch Märchen und Sagen auf Berndüütsch. Die Liebe fürs Geschichten erzählen ist ihr geblieben. Deshalb gründete sie vor 20 Jahren zusammen mit anderen Frauen die Gruppe «Le Intrecafole», was sich mit «Geschichten verweben» übersetzen lässt.

Tessiner Sagen

• «Dr gschpänstisch Ritter»

  Auf dem Lago Maggiore schaukelten eines Tages gegen 100 ungewöhnliche Schifflein. Erst bei näherem Betrachten erkannte man sie als Holzschuhe. Mit ihnen wurde ein gespenstischer Ritter in die Flucht geschlagen, der die gegen ihn gerichteten «Waffen» kurzerhand in den See warf.

• «Dr Eichebaum»

  Der Baumgeist einer alten Eiche bittet einen Waldarbeiter sie vom Fällen zu verschonen. Der verwunderte Mann gibt dieser Bitte nach. Erst als ein neuer Trieb wächst, haucht die Eiche ihr Leben aus.

• «D'Sag vom Pizzo Ferraro»

  Die Tessiner Dörfer Arosio und Pedano streiteten einst um die Alpweiden auf dem Pizzo Ferraro. Durch einen Trick erreichten die Bauern von Arosio, dass die Grenzsteine zu ihren Gunsten versetzt wurden. Doch der Betrug hatte böse Folgen.

• «Dr Drache vom Lago Retico»

  Im beschaulichen Bergsee Retico lebte eins ein schrecklicher Drache. Wenn er aus der Tiefe des Sees auftauchte und mit seinem Schwanz aufs Wasser schlug, wurde die Umgebung durch Steine, Schlamm und Holz verwüstet.

• «De Fee ihri Liintücher»

  Wenn hoch oben am Berg weisse Flecken leuchten, hätten die Feen Waschtag, sagt man sich im Tal. Eines Tages wollte ein junger Hirt die strahlend weissen Leintücher für seine Liebste stehlen. Doch die Feen zogen sich sogleich zurück und hinterliessen ein heftiges Gewitter.

• «Cheschtenehülsche»

  So gut sie auch schmecken mögen, das Sammeln von Kastanien kann unangenehm sein. Werden die «Cheschtene» doch durch eine stachelige Schale geschützt. Im Vedeggiotal war dies ganz anders. Deshalb heckte der Teufel einen Plan aus.

• Christus und Paulus im Maggiatal

  Miseria, die Armut, lässt Christus und Paulus bei sich im Maggiatal übernachten. Als Dankeschön dafür hat sie einen Wunsch frei, durch den ihr der Tod in die Falle tappt.

• Zwärge vo Catto

  Für frischgebackene Brötchen halfen die Zwerge von Catto den Bewohnerinnen und Bewohnern still und leise auf Feld und Wiese. Ein undankbarer Kerl zerstörte dieses friedliche Zusammenleben durch einen bösartigen Streich.

• Die Quelle Ucelina

  Eine Quelle, aus der in der Weihnachtsnacht feiner Roséwein sprudeln soll? Das klingt für Mangia-Vino mehr als verlockend. Ausgerüstet mit einem Fass macht er sich auf den Weg. Anstatt süffigen Weins erwartet ihn jedoch eine eiskalte Erfrischung.