Den Stein lesen, auf Brusthöhe nehmen und nach oben stemmen. Diese Anweisungen erhält Sämi Studer bei seiner Probelektion von Rekord-Steinstösser Peter Michel. Mit diesen Tipps im Hinterkopf nimmt er Anlauf und stösst den 15 kg leichten Stein. Erfolgreich – auf 3 Meter 20. Der aktuelle Rekord mit dem um einiges schwereren Unspunnenstein liegt bei 4,11 Metern.
Peter Michel kämpfte lange in einer eigenen Liga
Hinsichtlich seiner sportlichen Dominanz ist Peter Michel der Roger Federer des Steinstossens. Nur beim Preisgeld gibt es gewaltige Unterschiede. «Ich muss immer noch arbeiten», meint der bodenständige Berner Oberländer. Immerhin durfte er dank Sponsoren schon ein paar Mal Familienurlaub geniessen.
Der erfolgreichste Steinstösser aller Zeiten hat schon drei Mal das Eidgenössische gewonnen. Nach seinem Sieg 2011 am Unspunnen wollte er auch dieses Jahr triumphieren. Beim Wollen ist es leider geblieben.
Die Enttäuschung über die verpasste Titelverteidigung vom Sonntag hat Peter Michel inzwischen weggesteckt. Natürlich hätte er sich zum Karriereende einen Sieg gewünscht. Es hat nicht sollen sein. «Das ist schon bitter, wenn man ein halbes Jahr auf diesen Moment hintrainiert. Aber ein solches Missgeschick kann passieren», meint er rückblickend.
«Chächi» Frauen sind gefragt
Dann blickt er voraus auf die weiteren Tage der Unspunnenfestwoche. «Am Samstag gibt es zum ersten Mal ein Frauen-Unspunnen-Steinstossen», empfiehlt er den Besucherinnen und Besuchern.
Der Stein ist nicht aus Granit, sondern aus Holz. Er wiegt nicht 83,5 Kilo, sondern ist nur 25 Kilo schwer. Trotzdem seien «chächi» Frauen gefragt. Die Teilnahme ist für alle Interessierten möglich. Die fünf Besten der Qualifikation messen sich im Final.
Ebenfalls am Samstag wird am Unspunnenfest in Interlaken die Schweizermeisterschaft im Steinstossen ausgetragen. Dann kämpfen rund 300 Athleten in verschiedenen Gewichtsklassen um den Meistertitel.
«1 Gast – 6 Fragen»
Am Unspunnenfest in Interlaken begrüsst SRF Musikwelle im mobilen Studio jeden Vormittag einen Gast im Pavillon auf dem Schweizer Platz. Teil der zweistündigen Sendung ist die Rubrik «1 Gast – 6 Fragen». Zum Thema Trachten meint Peter Michel mit einem Schmunzeln: «Ich wollte mir eine nähen lassen, aber sie hatten dafür zu wenig Stoff.»