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Unspunnen 2017 Die heimlichen Stars des Unspunnenfests

Den Unspunnenstein und die Alphörner stellen sie galant in den Schatten. Auch die Bösen mögen sich noch so kämpferisch und publikumswirksam im Sägemehl raufen – die eindrücklichen Trachten aus der ganzen Schweiz sind die heimlichen Stars des Unspunnenfests.

Den eigentlichen Glanz erhält das Unspunnenfest erst durch die zahlreichen, liebevoll herausgeputzten Trachten aus allen Kantonen der Schweiz. Nicht zuletzt spricht man ja auch vom Eidgenössischen Trachten- und Alphirtenfest. Johannes Schmid-Kunz, Geschäftsführer der Schweizerischen Trachtenvereinigung, stellt uns die Vielfalt an Schweizer Trachten gleich an einigen prägnanten Beispielen vor:

Appenzell Ausserrhoden

Die Männertracht aus dem Kanton Appenzell Ausserrhoden ist eine Sennentracht, also eigentlich eine Berufs- oder Standesbekleidung. Sie ist derjenigen des Kantons Appenzell Innerrhoden und des Toggenburgs zum Verwechseln ähnlich. Typisch ist die «Ooreschueffe», die Nachbildung einer Rahmkelle, welche an einem Schlangenkopf baumelt. An besonderen Festtagen wird nicht die braune, lange Hose sondern die enganliegende, schwefelgelbe Knielederhose getragen.

Die Frau trägt die Sonntagstracht und kann dabei zwischen Moosgrün, Weinrot, Blau oder Schwarz wählen. Die Trachtenfrau trägt eine Seidenhaube mit einem aufragenden Rand aus Tüll und Spitzen. Die Sonntagstracht ist eine Rekonstruktion einer im Historischen Museum St. Gallen aufbewahrten Puppentracht aus dem 18. Jahrhundert.

Paar in Tracht vor Bauernhaus.
Legende: Appenzell Ausserhoden Die Sennentracht ist derjenigen des Kantons Appenzell Innerhoden und des Toggenburgs sehr ähnlich. zvg/ manfred meienberg

Freiburg/Sensebezirk

Die Frauentracht aus dem Freiburger Sensebezirk ist eine überlieferte Prozessionstracht von Düdingen und Tafers, welche ehemals die übliche Braut- und Gottentracht der Senslerinnen war. Besonders auffallend ist das an der rechten Brustseite (für Ledige, Verheiratete würden es links tragen) angemachte «Agnus Dei» – die sogenannte Ginge. Der spezielle Kopfschmuck gab den Prozessionsgängerinnen auch den Namen «Kränzlitöchter». Die hängenden Mädchenzöpfe (Trütschen) sind mit grünen, wattierten Bändern gepolstert und verlängert.

Ein auffälliges Charakteristikum der Männertracht sind die steif in Falten gelegten Hemdsärmel. Das rote Brusttuch ist ein Trachtenbestandteil, welcher bei vielen Männertrachten der Schweiz zu beobachten ist, jedoch sind der farbige Schlips (wird in verschiedenen Farben getragen) und die Zipfelmütze eher selten.

Paar vor Bauernhaus
Legende: Freiburg Die schlauchartigen Ärmel fallen sofort ins Auge. zvg/ Manfred Meienberg

Glarus

Glarnertrachten beeindrucken durch ihre schlichte Schönheit. Zur schwarzen Kirchentracht gehören eine Schürze aus schwarzgrundigem Seidendamast mit roten Blumen und ein weisses filochiertes Halstüchlein. Auffallend ist die Dussettenhaube, eine schwarz-seidene Zughaube mit einem «gröörleten», an den Schläfen etwas vorspringenden, weissen Leinenstreifen ums Gesicht (Überbleibsel einer früheren Unterhaube).

Eine Spezialität unter den Männertrachten ist der Glarner Büffel. Dabei handelt es sich um eine graue oder blaue, linksmaschig sehr eng gestrickte Jacke mit schwarzer Einfassung und Hornknöpfen. Darunter wird gelegentlich auch eine Weste getragen.

Trachtenpaar vor Bauernhaus.
Legende: Glarus Die Trachten des Glarnerlands bestechen durch schlichte Eleganz. zvg/Manfred Meinberg

Graubünden

Die Bündner Trachtenlandschaft ist sehr vielfältig. Im ganzen Kanton trägt man jedoch die Werktagstracht – bestehend aus einem einfachen Leibchenrock mit Holzknöpfen und längsgestreifter Schürze. Diese Trachte kann in verschiedenen Farben getragen werden.

Die Männertracht wird mit langer Hose oder Kniebundhose getragen. Das schmucke Kleidungsstück mit einer Weste (in verschiedenen Farben) und dem reich bestickten Gurt ist vor allem bei Volkstänzern sehr beliebt.

Trachtenpaar vor Bauernhof.
Legende: Graubünden Die Bündner Werktagstracht gibt es in verschiedenen Farbvarianten. zvg/ Manfred Meienberg

Obwalden

Bei der Obwaldner Festtracht der Frauen gibt es eine Version mit langen Ärmeln und die «uisgschliffni» Version (Barärmeltracht im Bild). Sie hat ein enggeschnürtes Samtmieder über einer weissen Bluse. Die Enden des Mailändertuches bedecken den Zwischenraum des Mieders. Um den Hals wird ein Halsbätti getragen. Die verheiratete Frau trägt eine «Schynhuibe» – wäre sie ledig hätte sie die Haare hochgesteckt und mit einem silbernen Filigranpfeil befestigt.

Die braune Männerbluse ist die schlichte und gern getragene Sonntagstracht der Männer im Kanton Obwalden. Materialgerecht ist die Verzierung der Bluse mit pflanzengefärbter Wolle und kleinen Metallperlen direkt auf den braunen Stoff gestickt.

Trachtenpaar vor Bauernhof.
Legende: Obwalden Die Haube der Dame verrät ihren Beziehungsstatus. zvg/ Manfred Meienberg

Tessin

Tessiner Trachten sind für Deutschschweizer auch mit grosser Trachtenerfahrung kaum voneinander zu unterscheiden. Meistens sind sie aus einfachen Materialien geschneidert. Die Oberteile der Frauen sind oft mit Schnürungen gefertigt, dass die Kleider den verschiedensten Lebensumständen angepasst werden konnten.

Es gibt wohl keinen anderen Schweizer Kanton, in dem die Männertrachtenmode eine so grosse Auswahl an verschiedensten Hutformen bietet. Zudem ist es der einzige Kanton, in dem Männer gelegentlich Holzpantinen tragen.

Trachtenpaar vor Bauernhof.
Legende: Tessin Die Männer können gleich aus mehrere Hutvarianten auswählen. zvg/ Manfred Meienberg

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