Lavendel bedeutet für viele vor allem: Provence, Feriengefühl und ein beruhigender Duft. Doch bei genauerer Betrachtung steckt in der kleinen violetten Blüte eine grosse Welt. Lavendel kann weit mehr als romantisch aussehen und gut riechen – statt nur Deko oder Kosmetikbestandteil ist er Symbol für ein Leben mit allen Sinnen.
Ein Bett im Lavendelfeld
In Leimiswil im Berner Oberaargau betreiben Helen und Markus Wegmüller einen vielseitigen Bauernhof – unter anderem mit Lavendel auf zwölf Aaren. Mitten auf dem Feld steht ein Himmelbett. Im Juli kann man auf dem Hof der Wegmüllers im Lavendelfeld schlafen. «Viele schlafen hier besser als gedacht», berichtet die Bäuerin Helen Wegmüller. Bei schlecht Wetter kann man in ein Holzhäuschen neben dem Feld ausweichen und dort übernachten.
Die Übernachtungen tragen zum familiären Einkommen bei. In erster Linie aber wird der Lavendel im Auftrag einer Schweizer Kosmetikfirma kultiviert. Vor rund 15 Jahren wurden sie für die Lavendel-Produktion angefragt, und das Bauern-Ehepaar musste nicht lange überlegen. Der Standort ist ideal für den Lavendelanbau. Ende Juli werden die Blüten geerntet und für die Herstellung von Naturkosmetik weitergegeben.
In der Kosmetik und der Küche
Lavendel als Kosmetikprodukt ist vielseitig einsetzbar. Die klassischen Anwendungen sind natürlich geblieben – aber sie haben sich professionalisiert. Lavendelöl wird heute in Laboren analysiert, in Cremen eingearbeitet und bei Hautproblemen oder als Stresslöser eingesetzt. Die beruhigende Wirkung des ätherischen Öls ist wissenschaftlich belegt – auch als Einschlafhilfe oder bei Nervosität.
Und wie steht es um den Einsatz von Lavendel in der Küche? Auch das geht – und zwar erstaunlich gut. Lavendel verleiht Speisen ein leicht herbes, florales Aroma. Er wird etwa zu Sirup, Honig oder Kräutersalz verarbeitet, passt aber auch überraschend gut zu Lammgerichten, Kartoffeln oder sogar Desserts. Wichtig ist die richtige Dosierung. Nimmt man zu viel davon, überdeckt der Duft den Geschmack. Als Grundregel gilt: lieber dezent als dominant.
Die Bäuerin Helen Wegmüller backt sogar ihr Brot mit Lavendel. Auch in ihrer Konfi findet man die Blüten. Beides serviert sie ihren Gästen als Frühstück nach der Übernachtung im Lavendelfeld.
Hausmittel mit Geschichte
Was früher in keinem Kleiderschrank fehlte, war das Lavendelsäckchen gegen Motten. Es ist längst wiederentdeckt. Ebenso als Tee bei Unruhe oder auch zur Insektenabwehr. Omas Hausmittel erleben ein Comeback – mit gutem Grund: Lavendel wirkt antimikrobiell, entzündungshemmend und entspannend.