Es tönt wie beim Zahnarzt in der Piccolo-Werkstatt in Basel beim Spalentor. Das Mundloch für einen Piccolo-Kopf wird gefräst. Beim Fräsen geht es um Hundertstel-Millimeter. Kein Problem für den Piccolobauer Kevin Klapka. Er ist langjähriger Angestellter in der Werkstatt von Erwin Oesch junior und hat schon tausende solche Löcher gefräst. Dabei macht er alles von Hand. «Man könnte das auch maschinell anfertigen lassen. Aber von Hand sind wir in der Lage, individuelle Kopfstücke herzustellen».
Kupplung zwischen Mensch und Instrument
«Das Mundstück eines Piccolos ist wie die Kupplung zwischen Mensch und Instrument», erklärt Geschäftsinhaber Erwin Oesch. «So wie jeder Mensch anders ist, soll auch das Mundstück anders sein dürfen». Das Loch fräsen sie zuerst auf ein Grundmass vor. Danach kann es den Bedürfnissen der Spieler angepasst werden. «Da muss man genau wissen, was man macht», so Erwin Oesch.
Riesiges Ersatzteillager
In der Musik-Werkstatt von Oeschs strotzt es nur so von Material. Da liegen sogar noch alte Gussrohlinge von seinem Vater herum. «Wir werfen nichts weg. Wir sind fast ein wenig Messys», sagt der Geschäftsinhaber. «Manchmal weiss ich gar nicht mehr, dass ich etwas besitze».
Erwin Oesch ist aber überzeugt, dass er jede Schraube oder Klappe irgendwann wieder brauchen kann. «Früher konnte man im Eisenwarenhandel ganz einfach Teile beziehen, heutzutage muss alles in grossen Mengen bestellt werden», so Oesch. Und weil es auch nicht mehr so einfach ist, gewisse Teile zu bekommen, hortet er möglichst viel in seinem Fundus.
Familienbetrieb in dritter Generation
Familie Oesch baut und repariert Piccolos seit bald 60 Jahren. 1964 hat Vater Erwin Oesch Senior zusammen mit seiner Frau das Geschäft gegründet. Damals entwickelte er ein spezielles Fasnachts-Piccolo. Den Holzkörper haben sie durch Kunststoff ersetzt und das Volumen des Klangs erweitert.
1981 übernahm Erwin Oesch junior mit seinem Bruder das Geschäft. Inzwischen ist er selbst etwas kürzer getreten und erfüllt von seinem Arbeitsleben. «Ich habe 50 Jahre lang gerne gearbeitet und habe sozusagen die Stadt zum Kamerädli». Nun ist bereits die dritte Generation in den Startlöchern.
Die Tochter von Erwin Oesch und die Tochter seines Bruders übernehmen das Geschäft zusammen mit dem langjährig Angestellten Kevin Klapka. «Er ist zwar nicht unser leibliches Kind, aber fast wie ein Sohn», so Erwin Oesch.