Dass er sich nicht mehr an jede einzelne seiner Kompositionen erinnern kann, gibt Carlo denn auch schmunzelnd zu. Klar, da sind ein paar Highlights wie «Metzgers Märtel», die zu seinen Favoriten zählen. Vor allem im Ländlerbereich gibt es einige Melodien, die ihm sehr am Herzen liegen. Andererseits stolpert er öfters über einen Schlagertitel, bei dem er nicht mehr ganz sicher ist, ob er aus seiner eigenen Feder stammt oder nicht.
Der Grand Prix war schuld daran
Vor allem nach dem fulminanten Sieg seines Titels «Das chunnt eus spanisch vor» beim «Grand Prix der Volksmusik 1987» konnte sich Carlo vor Anfragen kaum mehr retten. Er komponierte und arrangierte im Akkord und verlor dabei verständlicherweise ein wenig den Überblick über seine Werke.
Sowieso kann man «Das chunnt eus spanisch vor» als Wendepunkt seiner Karriere — und der seiner Schwester Maja — bezeichnen.
Seine Schwester sprang indes eher per Zufall auf den Zug mit auf. Ursprünglich hörte sie nämlich lieber Beatles und Rolling Stones anstatt Ribary oder Valotti. Carlo hatte hingegen das Volksmusik-Gen im Blut.
Den Stempel «Ländlerkönig» bekam Carlo Brunner schon sehr früh in seiner Karriere aufgedrückt. Er selber hätte ihn sich nie gegeben, obwohl er irgendwie sehr stolz darauf ist. Gerne reicht er aber das Krönchen auch an seine langjährigen Bandmitglieder der Superländlerkapelle weiter.
Purlimunter geht es weiter
Eigentlich sind 60 Jahre heutzutage ja kein Alter mehr. Trotzdem stellt man Carlo immer häufiger die Frage, wie es denn nun weitergehen soll.«Eigentlich so wie bisher», gibt er dann jeweils schmunzelnd zur Antwort. Konzerte und Tourneen stehen also weiterhin an. Auch das tägliche Üben an den Instrumenten bleibt unverzichtbar. Jedenfalls fühlt er sich «purlimunter», wie er so schön sagt.
Trotzdem empfindet er seinen Geburtstag vom 22. April 2015 als kleinen Wendepunkt.
Die Zeiten, als er und seine Kapelle zwölf Stunden lang hintereinander durchspielten, sind definitiv vorbei.
Er hat sich fest vorgenommen, in Zukunft öfters auch einmal ein Engagement oder einen Auftrag auszuschlagen. Viel zu oft schon musste er seine Familie und Freunde wegen seines Berufs vernachlässigen.
Und noch etwas hat er sich vorgenommen: Er möchte einmal einen Tennis-Match in Wimbledon miterleben. Falls dann noch sein Lieblingssportler Roger Federer auf dem Rasen steht, würde das für ihn das Nonplusultra bedeuten.