«Das Hackbrett erlebt in Appenzell momentan einen Boom», sagt Volksmusikredaktor Beat Tschümperlin. Besonders die junge Hackbrett-Generation mit Nicolas Senn, Roland Küng oder Andrea Kind würden in der Appenzeller Volksmusikszene auf sich aufmerksam machen. Oder der erst 14-jährige Joshua Broger, der sich dem Hackbrett leidenschaftlich verschrieben habe.
Diese Solisten zeigen, dass sich auf dem Hackbrett auch Klassik, Jazz oder Rock spielen lässt. So hat Nicolas Senn seine Vielseitigkeit schon in Russland, China oder Korea präsentiert.
Es begann mit drei Saiten
Seinen Ursprung hat das Hackbrett in Persien und Assyrien, wie Studien belegen. Von dort aus hat es sich auf der ganzen Welt verbreitet. Es gibt kaum ein Land, in dem das Hackbrett in der Folkloremusik nicht zum Einsatz kommt.
Als Tanzmusikinstrument war das Hackbrett früher in der ganzen Schweiz bekannt. Dann ist es ausser im Wallis und im Appenzell etwas in Vergessenheit geraten. «Im Rahmen der Folklorebewegung der 1970er-Jahre trat das Saiteninstrument in der Schweiz wieder einen Siegeszug an», sagt Urs Bösiger, Präsident vom Verband Hackbrett Schweiz.
Innovation erweitert das musikalische Spektrum
«Die ersten Hackbrette waren sehr simpel gebaut, ein Holzstück, bespannt mit drei Saiten», erklärt Beat Tschümperlin. Heute sei das Instrument eine ziemlich ausgeklügelte Sache, wie das Beispiel der Ostschweizer Hackbrettbauer Werner Alder oder Johann Fuchs zeige.
Mit Hilfe von Johann Fuchs hat übrigens Hackbrettspieler Walter Alder sein Instrument über viele Jahre hinweg erweitert und ausgebaut. Durch das Aufziehen von Basssaiten oder durch den Einbau einer Pedal-Dämpfung sind neue Klangfarben möglich. So lässt sich das Instrument in verschiedenen Musiksparten einsetzen. Nebst der typischen Appenzeller Musik spielt Walter Alder beispielsweise auch Jazz oder Klassik auf dem Hackbrett.
Hackbrett als Touristenattraktion im Bernbiet
Zwar hat das Hackbrett vorab in den beiden Appenzell, im Toggenburg und im Wallis tradition, doch auch im Kanton Bern wurde das Hackbrettspiel seit langem dokumentiert. Das älteste Berner Instrument lässt sich zurückdatieren auf das Jahr 1679 und stammt aus Boltigen im Simmental.
Im 19. Jahrhundert wurde es im Berner Oberland sogar zur Touristenattraktion. In Grindelwald wurde das Hackbrett von zwei «Hackbrett-Wiibli» gespielt, die damit ihren Lebensunterhalt verdienten: Anna Bühlmann-Schlunegger und Elise Baumann-Bohren. Das «Gletscher Anneli» spielte fast täglich am Eingang der Eisgrotte beim Oberen Grindelwaldgletscher, das «Giiger Elsi» auf den Wanderwegen zur Kleinen Scheidegg oder auf ihrem Sitzplatz vis-à-vis eines Milchausschanks, wo sich die Fremden mit einem Glas Milch erfrischten.