Es ist nur zu besonderen Anlässen, dass das kleine Bergdorf im Kanton Wallis mit einer sehr besonderen Musik erklingt. Zu Weihnachten, Ostern oder zu einer Hochzeit. Der 76-jährige Pius Wasmer steigt dann den Kirchturm empor und macht alles bereit für das Glockenspiel.
Dabei klettert er um die Glocken herum und bindet die 80 Kilogramm schweren Klöppel der Glocken mit zwei Fahrradschläuchen und Seilen hoch. In der Ecke vom Turm steht ein Stuhl, gepolstert mit Styropor. Mit je einem Seil ums Handgelenk gebunden und drei Fusspedalen kann der Senior diverse Melodien spielen.
Fünf Glocken und viele Melodien
Auf einem kleinen Notenständer platziert Pius Wasmer seine «Noten». Sie sind auf einem A4-Karton mit Zahlen dargestellt. Jede Glocke hat ihre Zahl, und sie kann lang oder kurz angeschlagen werden.
Mit diesen fünf Glocken muss Pius Wamer auskommen. Wenn die Glocken klingen, dröhnt der Turm und die Vibration ist noch Minuten nach dem letzten Schlag zu hören. Einen Gehörschutz trägt der 76-Jährige von klein auf nicht.
Einmal begonnen, kommt der Senior ins Fieber und spielt traumwandlerisch eine Melodie nach der anderen. «Am schönsten ist das Lied ‹Stille Nacht› zu Weihnachten, wenn alles mit Schnee bedeckt ist», erzählt er.
Nachfolger gesucht
Bisher hat der Glöckner von Grengiols keine Nachfolge gefunden. Zu umständlich und zu einsam ist der Einsatz im Glockenturm. Umso erstaunlicher, dass Pius Wasmer seinen Dienst all die Jahre unentgeltlich absolvierte.