Seit Herbst 2013 sind viele Serienjunkies auf Entzug. «Breaking Bad», das Drogenepos um den krebskranken Lehrer Walter White, der zum Drogenbaron aufstieg, ging zu Ende. Dass er es soweit schaffte, hatte er auch seinem Anwalt Saul Goodman zu verdanken, der ihn mit halblegalen Praktiken aus der Bredouille rettete. Eben dieser Saul bekommt jetzt seine eigene Serie.
In «Better Call Saul» erfahren wir, wie aus dem Anwalt James McGill – ja, so hiess der früher – letztlich Saul Goodman wird. Die ersten zwei Folgen sind ab sofort auf Netflix verfügbar, wöchentlich folgen neue Episoden. Wir haben uns die Serie angeschaut und geprüft.
Kein Walter White ...
Auf ein Wiedersehen mit Walter und seinem Drogenkochlehrling Jesse dürft ihr nicht hoffen. Nur Auftragsmörder und Fanliebling Mike gehört nebst Saul zur bekannten Besetzung. Dies ist aber halb so schlimm. «Better Call Saul» hat genug eigene Figuren, die stark geschrieben und toll besetzt sind. Zum Beispiel Sauls Bruder Chuck, der zurzeit «freiwillig beurlaubt» ist, weil er an elektromagnetischer Hypersensibilität leidet. Sprich: In seiner Umgebung darf sich nichts Elektrisches befinden, keine Glühbirnen, Kühlschränke, einfach nix.
... aber auf eigenen Beinen
Bei der Vielschichtigkeit (und Skurrilität) solcher Figuren spürt man, dass dieselben Köpfe hinter der Kamera stecken wie schon bei «Breaking Bad». Sie wärmen nicht einfach Bekanntes auf, sondern erweitern die Welt von «Breaking Bad», und das funktioniert prima. Die Serie schafft es schon mit den ersten Folgen, auf eigenen Beinen zu stehen. Vielleicht fehlt die Genialität des Originals, aber das kann ja noch werden. Deshalb: Es spricht nichts dagegen, James McGill auf seinem Weg zur Kultfigur zu begleiten. Und sollte «Better Call Saul» sogar das Niveau der «Mutterserie» erreichen, braucht ihr euch nicht vor Entzugserscheinungen zu fürchten. Die zweite Staffel ist nämlich bereits in Arbeit.