Früher waren sie rare, exklusive Ware, heute findet man sie überall gratis im Netz: Pornos. Doch das ist noch lange nicht das einzige, das sich in dieser Branche verändert hat.
Wir haben mit Peter Preissle über die goldenen Zeiten des Pornos gesprochen. Er war lange Pornoproduzent und hat Sexkinos mit scharfem, nicht jugendfreiem Material versorgt. Wie war es damals, in den 70er- und 80er-Jahren?
Was war alles verboten? Fast alles!
In den 70er-Jahren gab es in der Schweiz bereits erotische Filme, die jedoch sehr harmlos waren. Explizitere Inhalte fand man in den USA und in Frankreich. Peter Preissle besorgte sich diese Filme, untertitelte sie, schnitt sie so zurecht, dass sie in der Schweiz legal waren und vertrieb sie dann. Viel zeigen durfte man nicht, wie er erzählt: «Gespreizte Beine und ein erigiertes Glied waren Tabu. Wenn dann sogar noch etwas herauskam aus dem Glied, dann war es sehr schlimm.»
Gespreizte Beine und ein erigiertes Glied waren Tabu. Wenn dann sogar noch etwas herauskam aus dem Glied, dann war es sehr schlimm.
Diese restriktiven Auflagen führten immer wieder zu lustigen Situationen, lacht Peter. Es habe Beschlagnahmungen und viele Diskussionen gegeben.
Das Gesetz wurde dann etwas gelockert, jedoch durften körperliche Ausscheidungen immer noch nicht gezeigt werden. «Bei Schweiss ist das etwas schwer, das kann man ja nicht kontrollieren», sagt Peter. Die starke Zensur wurde aber durch einen modischen Trend der 70er- und 80er-Jahre etwas vereinfacht, erklärt Peter: «Die Frauen hatten damals ja einen Busch, das war fast wie ein Bikini und hat so einiges bedeckt.»
Die Frauen hatten damals ja einen Busch, das war fast wie ein Bikini und hat so einiges bedeckt.
Der Kantönligeist der Pornos
Nachdem Peter vor allem Zürcher Sexkinos mit seinen Filmen versorgt hatte, expandierte er in andere Städte. So zum Beispiel auch nach Basel. Und dort war man gar nicht zufrieden mit dem Inhalt der Filme: «Die Basler fragten: Was soll das? Also haben wir die Szenen, die wir für Zürich herausgeschnitten haben wieder eingefügt.»
Die Basler fragten: Was soll das? Also haben wir die Szenen, die wir für Zürich herausgeschnitten haben wieder eingefügt.
Der Grund? In Basel war das Gesetz damals schon viel liberaler als in Zürich. Sprich, die Regelungen waren nicht national, sondern kantonal. Zürich war sehr restriktiv, der damalige Staatsanwalt Marcel Bertschi kämpfte mit eiserner Faust gegen die expliziten Filmchen.
Vom exklusiven Film zur Massenware
Für alle unter 40 ist es heute unvorstellbar, wie viel Aufwand früher hinter einem Film steckte. Die Filme wurden noch von Hand geschnitten, also wirklich physisch mit Kleber und Pressen.
Das hatte logischerweise zur Folge, dass in einem Jahr viel weniger Filme erschienen sind und die Kosten immens höher waren - so auch bei Pornos. Sie waren Exklusiv-Ware, die man wertschätzte und auch gerne ins Kino schauen ging.
Heute, so Peter, sind Pornos nur noch Massenware: «Heute gibt es - wegen des Internets - so viel Ware, dass man nicht mehr wirklich Geld damit verdienen kann. Deswegen denke ich, dass es in 10 Jahren bedeutend weniger High-Quality-Pornoproduktionen geben wird.»
Seine Theorie: In 10 Jahren wird es noch mehr Filme aus dem Bereich «Amateur» (also solche, die sich selbst zum Spass filmen) geben, richtig aufwändige und ästhetische Szenen wird es wohl nur noch in Spielfilmen geben, denn dort sieht man ja heute schon mehr als früher in Sexfilmen.