Wer in der Schweiz an ein gutes Konzert will, dessen Weg führt in der Regel nach Zürich.
Wenn es mal nicht nach Züri geht, dann ist meistens Basel die Anlaufstelle, gelegentlich Bern oder Luzern, und immer mal wieder auch St. Gallen, Winterthur oder Fribourg. Ausserhalb dieser Orte sieht es dann aber schnell mal ziemlich düster aus...
Gottseidank gibt es in diesem Land aber auch diese einigen wenigen Liebhaberorte, die sich trotz geographischen und finanziellen Nachteilen nicht bloss als Durchgangsstationen drittklassiger lokaler Bands abspeisen lassen. Stattdessen setzen sie alles daran, jahraus jahrein den einen oder anderen interessanten internationalen Act in die «Provinz» zu locken.
Duex und sein Bad Bonn in Düdingen kommen einem da in den Sinn, der tolle Rocking Chair in Vevey, das Treppenhaus in Rorschach - und selbstverständlich darf auch das Gare de Lion in Wil bei dieser Aufzählung nicht fehlen.
Der ewige Kampf gegen das grosse Zürich
Nur: Ist es nicht ziemlich mühsam, in einer Schweizer Kleinstadt Konzerte organisieren zu müssen? «Es ist lustvoll, aber gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung», sagt Mike Sarbach. Sarbach ist seit 2008 Programmchef des Ladens und hat ihn bei seiner Übernahme von «Remise» in «Gare de Lion» umgetauft (französisch klingt ebän sexiärr).
«Es ist klar, gerade bei internationalen Künstlern hat Zürich die Nase vorne. Aber trotzdem: wir sind eines der tradionellsten und ältesten Veranstaltungshäuser der Ostschweiz und haben dementsprechend einen guten Ruf», so Sarbach weiter.
Und wie sieht es mit Unterstützung von Seiten der Stadt aus? «Mehr ginge natürlich immer, aber wir haben bereits in den letzten Jahren viel erreicht und unsere Zusammenarbeit stetig verbessert», sagt Simon Müller, PR-Verantwortlicher des Kulturbahnhofs.
Ein Fest zum Siebenundzwanzigsten - und zum Neunundzwanzigsten?
Vor zwei Jahren feierte der Wiler Kulturbahnhof seinen fünfundzwanzigsten Geburtstag. Weil das damalige Fest ein rauschender Erfolg war, schmeisst man sich diesen Samstag, am 6. August 2016, nun die nächste Party.
Sarbach schielt ausserdem bereits mit einem Auge Richtung Zukunft: «Wir haben noch keine weiteren Ausgaben geplant, aber selbstverständlich wäre es eine mehr als coole Sache, wenn dieses Openair ab sofort im Zweijahresrhythmus stattfinden könnte». Einen Wunschact für weitere Ausgaben hat er auch schon: «Ich glaube Thees Uhlmann würde sehr gut zu unserer Philosophie passen.»
Aber auch die Gästeliste, die sich Sarbach und Müller für ihr «Fête de Lion 2016» am Samstag zusammengestellt haben, kann sich mehr als sehen lassen: u.a. sind die deutschen Indie-Rocker Isolation Berlin , die belgischen Electro-Popacts WhoMadeWho und Goose, die welschen Hip-Hopper La Base & Tru Comers , sowie Lokalmatador Yes I'm Very Tired Now mit am Start.