Spotify, der schwedische Streaming-Gigant, geht am 3. April an die Börse. Spotify, künftig an der NYSE (New York Stock Exchange) als «Spot» gelistet, wird nebst Pandora die einzige Streamingplattform an der Börse sein.
Spotify ist laut den Geschäftszahlen ein dickes Ding. Der Wert der Firma wird auf ungefähr 20 Milliarden Dollar geschätzt. Der Streamingdienst hat insgesamt 159 Millionen Nutzer , davon sind 71 Millionen zahlende Nutzer. Mit diesen Zahlen ist Spotify der Konkurrenz weit voraus und generierte letztes Jahr einen Umsatz von 4,1 Milliarden Dollar.
Trotz diesen vermeintlich rosigen Zahlen hat Spotify ein Problem: Der Streamingdienst konnte bis jetzt noch keinen Gewinn erzielen. Allein im vergangenen Jahr resultierte ein Verlust von 1,2 Milliarden Euro. Um an der Börse zu bestehen, muss Spotify in die schwarzen Zahlen kommen.
Mit dem Gang an die Börse möchte Spotify vor allem eines: Die Aktie soll an der Wall Street frei handelbar sein. Dies ermöglicht es den Firmengründern und bisherigen Investoren, einen Teil ihrer Aktien abzustossen und Kasse zu machen. Nebst dem neuen Kapital muss sich Spotify überlegen, wie man möglichst viel Geld machen kann, damit das Unternehmen endlich in die schwarzen Zahlen schwingt.
Für die Nutzer des Streamingdienstes könnte der Börsengang angenehme und unangenehme Folgen haben. Konkret ist noch nichts, Spotify hält sich mit Meldungen zur Zukunft im Dunkeln. Aber es gibt mehrere Szenarien, die sich im letzten Jahr abgezeichnet haben.
Spotify – The Label
Im November gab Spotify bekannt , dass man die schwedische Firma Soundtrap gekauft hat. Mit Soundtrap wird ermöglicht, dass Künstler Lieder mit einem Web-basierten Studio aufnehmen können.
Es ist möglich, dass Spotify einen ähnlichen Weg einschlägt wie Netflix, die mit vielen erfolgreichen Eigenproduktionen die Filmbranche in Atem hält. Mit einer eigenen Plattenfirma könnte Spotify sich ein wenig die Last der Gebühren nehmen, die sie in die roten Zahlen treiben.
Spotify – Big Data
Die Nutzer liefern Spotify, den Plattenfirmen und auch den Künstlern mit ihrem Konsum wertvolle Daten . Zum Beispiel können Künstler mittlerweile ihre Tours basierend auf den Nutzerdaten planen, die sie von Spotify erhalten. Es ist möglich, dass Spotify in Zukunft vermehrt Nutzerdaten auswertet und versucht, diese zu monetarisieren.
Windowing
Eine weniger erfreuliche Nachricht für die Nutzer war, als Spotify mit Universal einen Deal bekanntgab , der den Künstlern von Universal Music die Möglichkeit gibt, eine flexible Veröffentlichung zu erlauben. Damit erhalten zahlende Nutzer die Möglichkeit, ein neues Album zu hören, welches für Gratisnutzer für einige Zeit verwehrt bleibt. Dieses Verfahren wird «Windowing» genannt und könnte in Zukunft vermehrt zur Verwendung kommen, damit mehr Nutzer auf Spotify Premium wechseln.
Die Macht der Playlist
Die Playlists von Spotify sind mittlerweile derart bekannt, dass sie die Macht haben, die Hitparade zu verändern . Drake zum Beispiel nannte seine letzte Veröffentlichung «More Life» nicht «Album», sondern «Playlist».
Ein Beispiel für die Macht von Playlists ist Rapcaviar . Rapcaviar hat über 8 Millionen Abonnenten und beschert einem Künstler mehrere hunderttausend Streams, sollte er auf die Playlist gelangen. Der Skandalrapper XXXTentacion aus Florida konnte dank der Platzierung auf Rapcaviar richtig durchstarten.
Die « Discover-Weekly »- und « Release Radar »-Playlisten sind derart populär, dass Spotify wohl früher oder später entscheiden kann, wer der nächste Superstar sein wird. Auch diese Macht lässt sich monetarisieren.
Bereits heute lässt Spotify bei gratis-Nutzern gesponserte Lieder in ihre Playlists einfliessen. Man könnte damit den Hit von morgen gegen Geld bereits heute in die Playlist setzen. Es ist durchaus möglich, dass diese Praxis in Zukunft mehr und auch verdeckt genutzt wird, und dass Nutzer mehr oder minder das hören, was von der Musikindustrie in den Playlists gewünscht wird.
Eine unklare Zukunft
Es steht fest, dass Spotify sich weiterentwickeln muss, um einen Gewinn einzufahren. Der lukrative Streamingmarkt ist hart umkämpft. Konkurrenten wie Apple Music oder Amazon Prime sind zumindest in den USA ernstzunehmende Gegner.