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Aktuell «Fussballerinnen sind sowieso alles Lesben!»

Spielt man als Frau Fussball, wird man immer wieder mit richtig dummen Aussagen konfrontiert. Zum Teil nett gemeint, oft aber völlig daneben und alles andere als realitätsgetreu. Wir klären mit den dümmsten Vorurteilen und Aussagen auf.

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Nadine Nikles ist Redaktorin bei SRF Virus, fussballbegeistert und spielt seit 15 Jahren selber Fussball.

«Fussballerinnen sind alle Lesben! Wie ist das so unter der Dusche?»

Ehm, geht's noch? Nur weil Frauen offener mit dem Thema Homosexualität im Sport umgehen, heisst das noch lange nicht, dass alle Fussball spielenden Frauen lesbisch sind, wir uns unter der Dusche alle glüschtig anstarren und Orgien feiern. Sorry Männer, diese Fantasie muss ich euch nehmen.

«Könnt ihr überhaupt Brustannahmen machen? Tut das nicht mega weh?»

Sport-BH, kennsch? Nur weil wir Brüste haben, heisst das noch lange nicht, dass wir deswegen keine Brustannahmen machen können. Es ist alles eine Frage der Technik. Wenn man den Ball richtig annimmt, tut es nicht weh. Aber das verhält sich bei einem Kopfball ja nicht anders. Und PS: Wenn die Annahme missrät, macht es wahrscheinlich immer noch viel weniger weh, als einen Ball in die Eier zu bekommen.

«Ihr zickt doch eh nur rum und habt Bitchfights am laufenden Band!»

Zugegeben: es kann sein, dass auf dem Feld das eine oder andere unschöne Wort fällt. Aber ist das bei den Männern anders? Nein! Wenn ich bei einem Spiel der Frauen zuschaue, dann höre ich da viel weniger Rumgezicke wie bei einem Spiel der Männer. Gerade auch, was das Diskutieren mit dem Schiri angeht.

«Ui, deine Beine. Möchtest du nicht lieber ein Meitlisport machen?»

Ballet
Legende: «Geh doch ins Ballet!» – Nein danke, adééé! Colourbox

Zig Male musste ich mir diesen Müll schon anhören: «Richtige Mädchen spielen kein Fussball. Geh doch Volleyball spielen oder mach Ballett.»

Ich war im Ballett. Etwa zwei Monate. Es machte mir so wenig Spass, dass ich jedes Mal rumheulte, wenn ich wieder hin musste. Hört doch endlich mit dem Aufzwingen von stereotypischen Geschlechterrollen auf! Was ist schon ein Meitlisport? Und was ist ein Bubensport? Habt ihr etwa das Gefühl, dass man sich beim Volleyball nicht verletzen kann?

«Ihr heult doch eh alle nur rum!»

Hach, manchmal finde ich es schon fast lustig, was Frauen manchmal vorgeworfen wird. Dass Frauen anscheinend «Sensibelchen» sind, gehört genau in diese Kategorie. Dabei hört man auf dem Feld kaum jemanden rumweinen. Ich würde sogar behaupten, dass Frauen mehr einstecken können als Männer, was den Fussball anbelangt. Oder sieht man etwa bei Spielen von Frauen so viele übertriebene Weineinlagen wie bei den Männern? Nope! Und von Schwalben wollen wir gar nicht erst anfangen…

«Höhö, ist die Matchvorbereitung bei euch das Schminken?»

Ronaldo
Legende: Ronaldo: Die wohl grösste Diva auf dem Fussballplatz ist ein Mann. Reuters

Ja, logo, das einzige, was uns vor dem Spiel interessiert, ist auf dem Feld möglichst gut auszusehen. Weil wir ja nur mit unserem Äusseren überzeugen können und die Männer sich wenigstens so für uns interessieren.

Macht mega Sinn – vor allem weil solche Aussagen oft von jenen kommen, die im selben Atemzug behaupten, wir seien alle lesbisch. Ganz ehrlich: Schminke im Gesicht verläuft bei sportlicher Betätigung nach zwei Minuten, es brennt in den Augen und wen interessiert's, wie man beim Sport machen aussieht? Logisch gibt es Ausnahmen, aber die gibt's ja bei den Männern auch (man denke da an Cristiano Ronaldo).

Was ich aber zugeben muss: die Menge an Haarspray, die vor jedem Spiel geopfert wird, ist enorm. Aber die Haare müssen halten, sonst macht es keinen Spass.

«Frauenfussball ist mega langweilig und langsam!»

Dass Frauenfussball langsamer ist, kann ich nicht leugnen. Das liegt aber an körperlichen Unterschieden und ist beispielsweise in der Leichtathletik genau dasselbe. Und ja, das Tempo bestimmt auch die Dynamik eines Spiels. Das heisst aber noch lange nicht, dass Frauenfussball langweilig ist. Rein von der Ästhetik der Spielzüge her, ist Frauenfussball genau so attraktiv wie der Männerfussball. Zudem ist die Qualität und Dynamik der Spiele über die letzten Jahre enorm angewachsen, was sicherlich auf die hohe Nachwuchsförderung zurückzuführen ist.

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