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Musiktrends Slowed & Reverb: Der Soundtrack der Generation Z

Das Hip-Hop-Subgenre «Slowed & Reverb» erfährt seit Jahren einen ungebrochenen Hype jenseits des Mainstreams. Verlangsamte Remixes von Hip-Hop- und Pop-Hits werden millionenfach angeklickt und verkörpern mit einer ganz eigenen Ästhetik den Zeitgeist des Internets.

Über 65 Millionen Views zählt der Hashtag #SlowedAndReverb auf TikTok, ziemlich viel Aufmerksamkeit für ein Nischengenre. Seit dem Ende der 2010er-Jahre existiert eine eigene YouTube-Szene mit Channels und Plattformen, auf welchen verträumte und melancholisch anmutende Remixes von bereits bekannten Songs hochgeladen werden, fast immer von einem Anime-GIF begleitet.

Simpel, aber effektiv

Ein Slowed & Reverb-Remix basiert auf zwei simplen Handgriffen: Das Original wird per Software verlangsamt und somit herunter-gepitched und anschliessend mit einem Hall-Effekt versehen. Durch das langsame Tempo entsteht ein sehr intimes, persönliches Klangbild, welches Erwartungen umkehrt und somit einen neuen Blick auf das Werk ermöglicht.

Travis Scotts mitreissender Uptempo-Hit «Highest In The Room» aus dem Jahre 2019 wird per Slowed & Reverb-Treatment beispielsweise zum verträumten Schlafzimmer-Pop.

Anschalten, abschalten

Ähnlich wie LoFi-Hip-Hop, werden Slowed & Reverb-Tracks dank der zurückgelehnten Grundstimmung häufig zum Abschalten nach der Schule oder Arbeit konsumiert, vielen Hörer*innen hilft der entspannte Vibe der Remixe ausserdem bei Depressionen und Angstzuständen.

Die Atmosphäre der Remixes und die damit verbundenen langsamen Instrumente sowie der tiefe Gesang neigen dazu, traurige Emotionen hervorzurufen, wobei Isolation, Melancholie und Nostalgie einige der Gefühle sind, welche durch den Sound vermittelt werden. Diese Grundstimmung wird durch die geloopten Anime-Clips verstärkt, die die Tracks auf YouTube begleiten.

Klassischer Sound, neuer Kontext

Slowed & Reverb ist jedoch keine musikalische Neuerfindung der letzten Jahre, sondern eine Neuinterpretation eines nostalgischen Sounds, welcher in den frühen 90er-Jahren in Houston, Texas entstand. Der namensgebende DJ Screw sorgte bereits lange vor dem digitalen Hype mit seinen verlangsamten Remixes für frischen Wind in den Südstaaten und manifestierte damit Chopped & Screwed als eigenständiges Hip-Hop-Subgenre.

Bevor DJ Screw im Jahre 2000 an einer Überdosis starb, verkaufte er seine populären Screwtapes tausendfach direkt aus seiner Garage und beeinflusste damit den Südstaaten-Hip-Hop massgebend. Bis heute zollen Rap-Grössen wie der vorher erwähnte Travis Scott dem texanischen Pionier noch immer Tribut.

Die Slowed & Reverb-Szene greift das klassische Klangbild von Chopped & Screwed neu auf und modernisiert den Sound mithilfe von frischen Produktionsmethoden und einer typischen visuellen Ästhetik.

Auch wenn Slowed & Reverb voraussichtlich nicht an den Mainstream-Erfolg von LoFi-Hip-Hop anknüpfen kann, sorgen Produzent*innen sowie YouTube- und TikTok-Accounts dafür, dass die Community auch über den Hype hinaus am Leben erhalten wird.

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