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Aktuell «Nach einem 3-minütigen Prozess wirst du ins Gefängnis gesteckt»

Im Interview erzählt Anoosh, eine Hälfte des iranischen DJ-Duos Blade&Beard, wie schwierig es ist, im Iran Partys mit elektronischer Musik zu organisieren – und welche Strafen einem Veranstalter drohen.

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Interview: Anoosh von Blade&Beard
aus Interview vom 12.10.2016.
abspielen. Laufzeit 15 Minuten 10 Sekunden.

Mit dem Dokumentarfilm «Raving Iran» sind die beiden iranischen DJs Blade&Beard derzeit in aller Munde. Ihre Leidenschaft, elektronische Musik aufzulegen, ist im Iran verboten – trotzdem haben die beiden regelmässig illegale Partys in der Wüste organisiert, als die beiden noch im Iran lebten.

Anoosh, eine Hälfte des DJ-Duos, zeichnet bei uns im Interview ein äusserst düsteres Bild der iranischen Partyszene: «Für einen Rave könnte ich niemals einen Eventhinweis ins Internet stellen. Die Polizei würde sofort versuchen, mich ausfindig zu machen.»

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Hier gibt uns Regisseurin Susanne Regina Meures einen exklusiven «Behind the Scenes»-Einblick in die Dreharbeiten.

Hier geht's zu unserem Review von «Raving Iran». Der Film läuft ab dem 20.10. in unseren Kinos.

Auch Mund-zu-Mund-Werbung oder Promo via SMS gestaltet sich als schwierig: «Wenn die Polizei eine dieser Nachrichten abfängt, hast du ein Problem», so Anoosh.

Und wenn das Worst-Case-Szenario eintritt und die Polizei eine illegale Party sprengt? «Dann wirst du in einem knapp 3-minütigen Gerichtsverfahren, ohne dass du überhaupt selber zu Wort kommen darfst und dich verteidigen kannst, verurteilt», erzählt Anoosh. «Das Strafmass hängt dann davon ab, ob die Polizei zusätzlich Alkohol oder Drogen sicherstellen konnte – und wie die weiblichen Gäste bekleidet waren.»

Seitdem Blade&Beard während den Dreharbeiten von «Raving Iran» ihr Heimatland verlassen haben, ist Anoosh nicht wieder in den Iran zurückgekehrt: «Natürlich vermisse ich meine Familie, meine Freunde, aber mein zukünftiger Weg ist in Europa.»

Auch die Rapszene steht unter Verfolgung

Im Iran stehen nicht nur DJs unter ständiger Verfolgung, sondern auch die Rapszene: «Im Iran gibt es eine grosse Rapszene. Aber selbstverständlich sind alle Rapper nur im Untergrund aktiv, denn Rap ist im Iran ebenfalls verboten.»

«Wenn Rapper ihre Tracks auf eine persische Seite uploaden, verlangt die Polizei von den Betreibern der Webseite Kontaktdetails des Uploaders. Bei regierunskritischen Texten geht es für den Rapper dann auf den direkten Weg ins Gefängnis», so Anoosh.

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