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Aktuell So sah die Schweizer Indie-Rock-Szene in den 80er-Jahren aus

«Falscher Ort, Falsche Zeit: Power Pop & Mod Sounds from Germany, Austria & Switzerland 1980-1990»: Der längst überfällige Sampler des deutschen Musiklabels Tapete rückt eine fast komplett vergessene Seite von deutschsprachigem Gitarrenpop wieder näher Richtung Rampenlicht.

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Interview: Rämi (Der Böse Bub Eugen & Raumpatrouille Rimini)
aus Interview vom 05.02.2016.
abspielen. Laufzeit 44 Minuten 9 Sekunden.

19 vergessene Gitarrenpop-Musikperlen sind es, welche die soeben erschienene Compilation «Falscher Ort, Falsche Zeit: Power Pop & Mod Sounds from Germany, Austria & Switzerland 1980-1990» des deutschen Musiklabels Tapete neu beleuchtet.

Die 19 Bands, die zu ihrer Zeit so rein gar nichts mit dem Mainstream zu tun hatten, zogen musikalisch alle an einem ähnlichen Strick: Ausgestattet mit solch klingenden Namen wie «Jetzt!», «Die tanzenden Herzen» oder «Stunde X» widmeten sie sich allesamt einer deutschen Version des punkigen und schrammligen Gitarrenrocks ihrer britischen Punk- und Mod-Vorbilder der 60er- und 70er-Jahre.

Auch zwei Schweizer Beiträge haben es auf die Compilation geschafft: «Wieder Sommer» von Raumpatrouille Rimini und «Ich will alles» von Der Böse Bub Eugen. Hinter beiden Tracks steckt der gleiche Kopf: Stephan Ramming, oder kurz: «Rämi».

Zuhause Kassetten kopieren und Hüllen fotokopieren

Von 1983 bis 1990 war Rämi Frontmann und Songwriter des Dreiergespanns «Der Böse Bub Eugen». Mit verändertem Lineup war die Band unter dem neuen Namen «Eugen» dann bis 1998 aktiv.

Rämi, 1989
Legende: Rämi, 1989 Yvon Baumann

Seine musikalische Karriere beginnt jedoch schon einige Jahre früher, mit der ersten eigenen Gitarre im Alter von 14 Jahren: «Das erste Lied, das ich spielen konnte, war Mongoloid von Devo».

Im Vergleich zu heute musste man als Indie-Band in den 1980er-Jahren vermehrt selbst Hand anlegen: «Wir haben Kassetten aufgenommen und diese zum Teil sogar bei uns zuhause vervielfältigt. Die Hüllen haben wir dann mit der Kopiermaschine kopiert und danach von Hand zugeschnitten. Anschliessend haben wir die Exemplare an Konzerten selbst unters Volk gebracht.»

Da konnte man nicht wie heute am Computer kurz eine Basslinie verschieben oder einen Gesang anheben.

Dass die Produktion der Songs für heutige Ohren nicht mehr ganz up to date klingt, ist für Rämi leicht erklärbar: «Heutzutage könnte man theoretisch einen ganzen Song auf einem Smartphone aufnehmen - in ordentlicher Qualität. Früher war das natürlich anders: Wenn man damals ins Studio gegangen ist, dann war das extrem teuer und kompliziert. Grosse Spulenmaschinen - und alles war analog. Da konnte man nicht wie heute am Computer kurz eine Basslinie verschieben oder einen Gesang anheben.»

Schaffhausen Rock City

Aufgewachsen ist Rämi in der Nähe von Schaffhausen. Während dem heutigen Musikliebhaber dank Streamingplattformen mehr Musik zu Füssen liegt als er sie sich je anhören könnte, waren die ersten Anlaufstellen für damalige Musikfans Plattenläden und Musikheftli: «Der mittlerweile nicht mehr existente Plattenladen "Rainbow" in Schaffhausen war für mich sehr wichtig. Der damalige Besitzer war grosser Fan vom Label Stiff und hat mir Acts wie Elvis Costello oder Nick Lowe nähergebracht.»

Dort lief der richtig heisse Scheiss aus London.

Auch ausgewählte Radiosendungen nahmen einen wichtigen Platz im Alltag des Musikfreundes ein: «Selbstverständlich war auch François Mürner mit seinem Sounds!-Magazin, damals noch auf DRS 2, ganz wichtig. Dort lief der richtig heisse Scheiss aus London.»

Raumpatrouille Rimini: das kuriose Seitenprojekt mit Guz

Rämis zweiter Beitrag auf dem «Falscher Ort, Falsche Zeit»-Sampler, «Wieder Sommer» von Raumpatrouille Rimini, entstand aus einem kurzlebigen Nebenprojekt, welches er zusammen mit dem heutigen Aeronauten-Sänger Oliver Maurmann alias Guz führte.

Oliver kam dahergewackelt und sagte «Ich mache imfall auch Musik!»

Die beiden verbindet eine lange musikalische Freundschaft: «Wir haben ein Konzert in Rorschach gespielt. Das muss so etwa 1984 gewesen sein... Oliver kam dahergewackelt und sagte "Ich mache imfall auch Musik!" Später hat er mir dann seine Aufnahmen geschickt und ich war total begeistert.»

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