Jeden Dezember wählen wir die Höhepunkte des Serienjahres. Das haben wir 2015 , 2016 , 2017 und 2018 schon so gemacht – und weil wir bei SRF Virus Traditionen zu pflegen wissen, machen wir es auch dieses Jahr wieder.
Wie immer, wenn wir die besten Serien des Jahres ermitteln, erheben wir dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit und verzichten auf die Inklusion von Doku- oder Reality-Serien. (Schliesslich müssen auch wir irgendwann mal schlafen.)
Wer seine Lieblingsserie auf der untenstehenden Liste trotzdem vermisst, meldet sich diesbezüglich sofort in den Kommentaren. Und wer sich eher so im kontinuierlich-hoffnunglosen «Ach, früher mit ‹Columbo›, ‹Kommissar Rex› und Äl Böndy, das waren noch Serien!!1!1!»-Nostalgiemodus befindet, scrollt bis zum Ende der Liste und klickt danach auf das «x» in der rechten oberen Ecke des Browserfensters.
19. «The Other Two» (Season 1)
Seit Jahren suchen Cary Dubek und seine Schwester Brooke den Fame – koste es, was es wolle. Bis jemand aus der Familie Dubek tatsächlich weltberühmt wird! Allerdings ist es Chase, ein Justin-Bieber-Verschnitt und der jüngere Bruder der beiden.
Chase landet über Nacht einen viralen Hit und seinen beiden älteren Geschwistern bleibt nichts anderes übrig, als sich an den Zipfel ihres jüngeren Bruders zu hängen um wenigstens ein bisschen von seinem Ruhm profitieren zu können. Eine herrliche Showbiz-Satire!
Die erste Staffel gibt’s in der Schweiz nur auf halblegalem Weg zu sehen. Staffel 2 ist in Produktion für 2020. Trailer.
18. «Russian Doll» (Season 1)
Egal wann und auf welche Weise Nadia Vulvokov stirbt, Sekunden später wacht sie wieder im Badezimmer ihrer Wohnung auf. «Russian Doll» ist eine moderne Version von «Groundhog Day» und nicht nur fast genauso witzig, sondern dank smart gestreuten Sci-Fi-Elementen auch ziemlich spannend.
Die erste Staffel gibt’s via Netflix. Staffel 2 ist in Produktion für 2020. Trailer.
17. «When They See Us»
Fünf afroamerikanische Teenager werden verdächtigt, eine Frau im New Yorker Central Park vergewaltigt zu haben. Bei den Ermittlungen – und darüber hinaus – versagt das US-Justizsystem auf ganzer Linie.
Eine furchtbar deprimierende Miniserie, die auf den wahren Begebenheiten rund um den Kriminalfall der «Central Park Five» basiert. Klassisches Feel-Schlecht-TV eben.
Die ganze Serie gibt’s via Netflix. Trailer.
16. «Mindhunter» (Season 2)
Unser Kriminalpsychologie-Dreamteam rund um Holden Ford profiliert wieder Serienmörder. Neu in der zweiten Staffel: Sie dürfen die zahlreichen Erkenntnisse, welche sie in ihren Interviews mit bereits gefassten Straftätern sammeln konnten, endlich auch in die Praxis umsetzen. Mit ihrem Wissen unterstützen sie die Aufklärung einer unheimlichen Mordserie im Atlanta der 1970er- und 1980-Jahre.
Und dank den visuellen Inputs von Meisterregisseur David Fincher bleibt «Mindhunter» auch weiterhin eines der bestaussehenden Werke der Serienwelt.
Beide Staffeln gibt’s via Netflix. Ob die Serie fortgesetzt wird, ist zurzeit noch unklar. Trailer.
15. «Fosse/Verdon»
Oscar-Preisträger Sam Rockwell verkörpert den legendären Hollywood-Regisseur und Musical-Choreographen Bob Fosse («Chicago», «Cabaret», «All That Jazz»), Michelle Williams spielt seine Muse Gwen Verdon. Verdon hatte einen nicht zu unterschätzenden Teil an Fosses Erfolg, stand zu Lebzeiten aber – oh, Wunder! – stets in dessen Schatten.
«Fosse/Verdon» ist nicht nur ein spannender Einblick in die Film- und Musical-Welt der 1970er-Jahre, sondern auch ein Lehrgang wie man sich Jahrzehnte später mit einer rückblickend betrachtet sehr «problematischen» Person (und das war Bob Fosse zweifelsohne!) taktvoll auseinandersetzen kann.
Die ganze Serie gibt’s in der Schweiz nur auf halblegalem Weg zu sehen. Ein DVD/Blu-Ray-Release ist für 2020 geplant. Trailer.
14. «Stranger Things 3»
Im Jahr 1985 müssen sich Mike, Eleven & Co nicht nur zum dritten Mal mit unheimlichen Monstern aus der Parallelwelt herumschlagen, sie haben auch die eine oder andere pubertätsbedingte Streiterei untereinander zu klären. Man wird ja schliesslich nicht jünger!
Auch in der dritten Staffel «Stranger Things» schwingt wieder viel Spielberg und viel Stephen King mit – und charmetechnisch kann diesem internationalen Serienhit weiterhin niemand das Wasser reichen.
Alle drei Staffeln gibt’s via Netflix. Staffel 4 ist in Produktion. Trailer.
13. «Tuca & Bertie» (Season 1)
Lisa Hanawalt, sonst Zeichnerin von «BoJack Horseman», landete auch mit ihrer ersten komplett eigenen Animationsserie einen Volltreffer.
Tuca und Bertie sind zwar um einiges chaotischer und wirrer als ihre männlichen Gegenüber aus «BoJack», bieten nach einer eher abschreckenden Pilotfolge aber genauso tiefe Einblicke ins Innere zweier moralisch äusserst komplexen Figuren wie in Hanawalts «anderer» Serie.
Die ganze Serie gibt’s via Netflix. Netflix hat die Serie aus nicht ganz nachvollziehbaren Gründen abgesetzt. Eine zweite Staffel wird's also nicht geben. Buuuh! Trailer.
12. «Rick and Morty» (Season 4)
Fünf mickrige Episoden «Rick and Morty» haben wir 2019 bekommen. Zugegeben eine eher magere Ausbeute. Weil die Humordichte in dieser mit Anspielungen und Meta-Humor gespickten Sci-Fi-Serie aber weiterhin so hoch bleibt wie kaum woanders, reicht das trotzdem für einen Platz in unserem diesjährigen Serien-Best-of. Stichwort: Nazi-Shrimps.
Die ersten drei Staffeln gibt’s via Netflix. Staffel 4 gibt’s via Sky Show. Die zweite Hälfte der vierten Staffel folgt im Frühling 2020. Weitere Staffeln sind in Produktion. Trailer.
11. «The Mandalorian» (Season 1)
Nach diversen Querelen innerhalb der Fangemeinde scheint dank der ersten, nicht-animierten «Star Wars»-Serie die Fangemeinschaft endlich wieder ein Herz und eine Seele zu sein.
«The Mandalorian» ist ein unerwartet bodenständiger Eintrag in den «Star Wars»-Kanon, der sich auf die Einflüsse und Inspirationen der originalen Filmtrilogie rückbesinnt. Heisst: Weniger CGI, weniger Weltraumschlachten, dafür mehr Western und umso mehr Baby Yoda. Hurra!
Die erste Staffel gibt’s in der Schweiz ab März 2020 via Disney+. Staffel 2 ist in Produktion. Trailer.
10. «Pen15» (Season 1)
Zwei über 30 Jahre alte Komikerinnen, die sich selbst als picklige, zahnspangentragende 13-jährige Teenager spielen? Das wirkt auf den ersten Blick wie ein doofes Gimmick, stellt sich dann aber ziemlich schnell als eine überaus persönliche und wundervoll durchdachte Zeitreise ins Jahr 2000 heraus. Damals, als man in der Freizeit Choreographien aus Spice-Girls-Videos einübte und es als schulweiter Skandal galt, wenn ein Teenager-Mädchen mit sichtbarem String-Tanga im Unterricht auftaucht.
«Pen15»: Fast so, wie wenn man auf dem Estrich ein altes Jahrbuch findet und dort drin herumblättert!
Die erste Staffel gibt’s in der Schweiz nur auf halblegalem Weg zu sehen. Staffel 2 ist in Produktion für 2020. Trailer.
9. «The Crown» (Season 3)
Huch, die sehen ja alle so anders aus?! Serienmacher Peter Morgan hat für die neuste Staffel seiner Saga rund um die britischen Royals die komplette Besetzung ausgetauscht. Trotzdem kann die dritte Staffel mit den ersten beiden Staffeln qualitativ mehr als locker mithalten – phasenweise übertrifft sie diese sogar. Prince Charles und Prinzessin Anne werden in dieser Staffel sogar zu richtigen Sympathieträgern!
Und wem das britische Königshaus in dieser Serie weiterhin zu gut wegkommt, kann sich ja einfach an der atemberaubenden Kameraführung und den detailgetreuen Kostümen erfreuen. Ein Fest für die Augen.
Alle drei Staffeln gibt’s via Netflix. Staffel 4 ist in Produktion für 2020. Trailer.
8. «Dark» (Season 2)
Das komplizierte Zeitreisen-Wirrwarr zwischen mehreren Generationen, die alle in einem Städtchen im Schwarzwald wohnen, erreichte in der zweiten Staffel ein neues Level an Verworrenheit – und das ist auch absolut gut so! Denn «Dark» ist keine Serie, die man schaut, sondern eine, die man löst.
Beide Staffeln gibt’s via Netflix. Die dritte (und letzte!) Staffel ist in Produktion für 2020. Trailer.
7. «Barry» (Season 2)
«Barry» ist eine doppelte Herausforderung: Eine fürs Zwerchfell und eine für den Adrenalinhaushalt. Denn der beeindruckende Spagat zwischen Tragödie und Komödie, in dessen Mitte die Geschichte des arbeitsmüden Auftragsmörders Barry Berkman steht, funktioniert bei «Barry» weiterhin hervorragend.
Zu verdanken haben wir das der einzigartigen Vision von Comedian Bill Hader, der bei «Barry» nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera die Fäden zieht. Und erfreulicherweise liess sich dieser in der zweiten Staffel auf noch mehr Experimente ein als in der ersten.
Beide Staffeln gibt’s via Sky Show. Die dritte Staffel ist in Produktion für 2020. Trailer.
6. «Easy» (Season 3)
Im Mittelpunkt von «Easy» stehen realistische Figuren und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen, die aufgrund des Austausches von Körperflüssigkeiten nicht gerade einfacher werden. Genau darum hat in dieser Serie ein Besuch an einer BDSM-Party einen genauso sicheren Platz wie ein halbstündiger, ungefilterter Beziehungsstreit in einer Bar.
Anstatt komplizierte, sich über mehrere Staffeln ausdehnende Geschichten zu erzählen, konzentriert sich SerienmacherJoe Swanberg mit seiner «Carte Blanche»-Serie «Easy» zum dritten Mal auf die kleinen, aber dafür umso feineren Geschichten. Schade, dass die Serie – auf eigenen Wunsch von Swanberg – nicht mehr weitergeführt wird.
Die ganze Serie gibt’s via Netflix. Staffel 3 war die letzte. Trailer.
5. «Undone» (Season 1)
Eine weitere Serie mit «BoJack Horseman»-DNA: Zusammen mit Co-Autorin Kate Purdy wandert «BoJack»-Autor Raphael Bob-Waksberg mit seiner neusten Kreation auf einem total abgespaceten Science-Fiction-Pfad.
«Undone» erzählt die Geschichte von Alma Winograd-Diaz, die nach einem Autounfall plötzlich mit ihrem vor Jahren – auf mysteriöse Weise – verstorbenen Vater kommunizieren kann. Der Inhalt dementsprechend hochemotional und somit dem kreativen «Rotoscope»-Look der Serie mehr als würdig.
Für «Undone» haben zuerst «echte» Schauspieler (u. a. Bob Odenkirk aus «Better Call Saul») die einzelnen Szenen gedreht, anschliessend wird per Computer über sie «darüber» gezeichnet. Einen Einblick gibt's im «Behind the Scenes»-Video !
Die erste Staffel gibt’s via Prime Video. Staffel 2 ist in Produktion. Trailer.
4. «Ramy» (Season 1)
Ramy Youssef ist Comedian mit muslimischem Glauben. Mit «Ramy» versucht er herauszufinden, ob und wie sich sein Glaube mit den Werten und Moralvorstellungen der heutigen Gesellschaft noch vereinen lassen.
«Ramy» ist scharf beobachtet, idiosynkratisch geschrieben und damit ein weiteres, erfolgreiches Beispiel für hervorragendes «Autoren-Fernsehen» («Louie», «Master of None», «Better Things», etc.), einem der prägenden Trends dieses Serienjahrzehnts.
Die erste Staffel gibt’s via StarzPlay auf Apple TV. Staffel 2 ist in Produktion für 2020. Trailer.
3. «Succession» (Season 2)
Unser Hunger nach Geschichten, in denen wir den oberen Zehntausend dabei zuschauen dürfen, wie sie sich gegenseitig bekriegen, scheint auch 2019 noch immer ungestillt zu sein.
Mit einer herausragenden zweiten Staffel machte «Succession», eine Serie rund um die sehr an Rupert Murdoch angelehnte Roy-Familie, dieses Jahr einen gewaltigen Sprung nach vorne. Und über das zurzeit beste Serien-Intro verfügt diese HBO-Serie ebenfalls.
Dank den bissigen Dialogen und einem grandiosen Ensemble scheint «Succession» den Preis für die beste Dramaserie an den nächsten Emmy-Verleihungen schon so gut wie auf sicher zu haben.
Beide Staffeln gibt’s via Sky Show. Staffel 3 ist in Produktion für 2020. Trailer.
2. «Chernobyl»
Feel-Schlecht-TV konsumiert sich am besten in Form einer Miniserie. So muss man sich wenigstens nur während einer streng limitierten Zeit mit dem Leid und Elend dieser Welt herumschlagen. Das ist vor allem dann nützlich, wenn das Leid so unbeschönigt und in mühevoller Kleinarbeit aufgerollt wird wie in «Chernobyl».
Der Überraschungshit des Jahres beginnt am Schauplatz des grossen Atomkraftunfalls, wirklich interessant wird es aber vor allem dann, wenn die Serie versucht zu verstehen was alles in den Stunden, Tagen und Monaten nach diesem folgenschweren 26. April 1986 passiert ist. Auch 33 Jahre später noch immer ergreifend.
Die ganze Serie gibt’s via Sky Show. Trailer.
1. «Fleabag» (Season 2)
Dialoge, die mit so viel Wortwitz gepfeffert sind, dass man mehrmals pro Episode den Drang verspürt, zurückzuspulen, um sicher zu gehen, dass man auch wirklich nichts verpasst hat? Check.
Der ultimative Beweis dafür, wie wichtig der Filmschnitt ist? Check.
Schauspielerische Leistungen mit so viel Nuancen, dass man sich während geschlagenen 24 Minuten kein einziges Mal getraut zu blinzeln? Check.
Hot Priest? Check.
«Fleabag» ist das ultimative Komplettpaket. Die insgesamt zwölf impulsiven und zugleich introspektiven Episoden dieser britische Tragikomödie gehören ins Museum – und Serienautorin Phoebe Waller-Bridge müsste fairerweise zur nächsten Premierministerin Englands ernannt werden.
Auf der einen Seite sind wir furchtbar traurig, dass Alleskönnerin Waller-Bridge mit der zweiten Staffel ihre Fleabag-Figur endgültig beerdigt hat, andererseits können wir ihre nächsten Projekte kaum erwarten.
Beide Staffeln gibt's via Prime Video. Die Serie ist abgeschlossen. Trailer.
Ohne Ranking: «Watchmen» (Season 1)
Das grösste WTF-Serienerlebnis des Jahres fällt ausser Rang und Traktanden. Wem Damon Lindelofs früheren Projekte «LOST» und «The Leftovers» zu kohärent waren, wird sich in diesem unvergleichbaren «Remix» des legendären Graphic Novels auf alle Fälle bestens zuhause fühlen. Diesem Mindfuck werden keine Worte gerecht.
Die erste Staffel gibt's via Sky Show. Ob die Serie fortgesetzt wird, ist zurzeit noch unklar. Trailer.
Und weil 19(+1) Serien nicht genug sind, hier noch die «Honorable Mentions» für Plätze 21-30, ohne Reihenfolge: «Big Little Lies» (Season 2), «BoJack Horseman» (Season 6 – Teil 1), «Crashing» (Season 3), «The Deuce» (Season 3), «Lodge 49» (Season 2), «The Kominsky Method» (Season 2), «The Righteous Gemstones» (Season 1), «Sorry For Your Loss» (Season 2), «Unbelievable», «Unbreakable Kimmy Schmidt» (Season 4 – Teil 2).
Welche Serie hat dir dieses Jahr am besten gefallen? Sag's uns mit einer Whatsapp-Sprachnachricht an 079 909 13 33!