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Bounce Ab Arel & SiLi aus Bern: Die Pop-Trap-Bieber...What? Jep!

«Beidsiitig Bedruckt» ist das Debütalbum der beiden jungen Berner Ab Arel (Rap) und Produzent SiLi. Viel Synthesizer und von Trapflow bis Biebergesang gibt es darauf alles, was sich der Rap-Head wünscht – oder eben auch nicht. Eine Herausforderung an die eigenen musikalischen Grenzen.

«One Man One Mix»: Kanaken-Mix

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Ist nun «Kanake» ein negativ konnotierter Begriff, oder dürfen wir als Slang-affine Rap-Freunde das Wort trotzdem benutzen?

Definitiv beantworten können wir dir das nicht, wir können dich bloss darauf aufmerksam machen, dass der «Kanaken-Mix» von Mitch Cuts ordentlich Gutzi gibt.

Mein Weg zu Ab Arel kam via Emm aus Luzern. Im Winter 2015 schickte er mir ein Video des jungen Berner MCs, in welchem dieser über ein Grime-Instrumental flowte wie ein Wahnsinniger.

Das war schon Grund genug, ihn an den #Cypher16 einzuladen. Und dort bewies sich Ab Arel – wieder auf einem Grime-Beat – erneut als flowstark und innovativ.

«Jung Äbi» war einer der ersten Schweizer, die ich auf Grime-Instrumentals hörte – und dieser Stil passt hervorragend zu seiner eigenartigen Rap-Manier: Oft kommen Reime nicht dort, wo man sie erwartet, oder fallen ganz aus.

«Beidsiitig Bedruckt»: anders, als die Anderen

Vom innovativen Flow über seine kreative Videos bis hin zum regelmässigen Bekunden seines christlichen Glaubens in seinen Texten: Ab Arel wirkt auf mich immer etwas anders, als die meisten seiner CH-Rap-Kollegen.

All diese Gründe, aber vor allem der wirklich sicke Flow des Berners machten mir immer Bock, ausserhalb von Cyphers und Loosies etwas von Ab Arel zu hören. Am liebsten in Form eines zusammenhängenden Werkes. Mich wunderte es gewaltig, wie sich wohl ein Konzeptwerk von ihm anhören würde.

Jetzt weiss ich es. Ab Arel hat Produzent SiLi kennengelernt und gemeinsam haben sie das Album «Beidsiitig Bedruckt» veröffentlicht.

Zwischen Mura Masa, Justin Bieber und Skrillex

Auf dem Track «Ourself» wird das Kennenlernen der beiden schon fast Lovesong-artig festgehalten. Die modernen, Synth-lastigen Pop-House-Rap-Produktionen von SiLi reissen Ab Arel zu sehr viel Range hin – z.B. zu Justin-Bieber-haftem Gesang (btw: das ist schon lange kein Diss mehr) auf der House-Nummer «Ougeblick».

Audio
Ab Arel «King Kong»
aus Songs vom 03.11.2016.
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 30 Sekunden.

Auch die momentan ziemlich populäre Form des Stimm-freien-Refrains (kein Platz für Stimme, der Beat muss zu hart droppen) gibt's auf «Ourself» zu hören. Die Produktionen von SiLi klingen irgendwie nach Mura Masa und Skrillex und für Trap hat der Berner Producer auch eine feine Hand.

Gerade auf der stärksten Trap-Nummer des Albums, «King Kong», kommt die volle Stimmkraft von Ab Arel zum Tragen – obwohl er darauf gar nicht singt. Der Refrain wurde leise, tief und ganz eng am Mikrofon aufgenommen, während er seiner Stimme in den Strophen dann immer wieder erlaubt auszubrechen und sich ins Mikrofon zu verbeissen, als hätte das Mic gerade seine Mutter beleidigt.

Wenn Genres an Aussagekraft verlieren

Mir persönlich sind die Rapsongs auf dem Album schmackhafter als die Pop-Geschichten. Und trotzdem muss man objektiv festhalten: das ganze Album ist verdammt gut produziert. Äbi zeigt sich als kreativer Rapper mit viel Varianz im Flow und beweist, dass Genres zunehmend an Aussagekraft verlieren.

Pop-Trap-House, etwas weird manchmal, aber stellenweise genial: «Beidsiitig Bedruckt» ist ein sehr spannendes Stück Musik – mal sehen, auf wie viel Anklang es stossen wird. Bei mir auf jeden Fall schon auf recht viel.

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