«Da kommt einer, der wird reissen»
Mitte 2017 sagte mir ein wie immer kryptisch wirkender Dawill, ein wenig unter der Hand und im Tone des grossen Understatements: «Da kommt einer, der wird reissen.» Der Neue auf ihrem Label, dieser Cobee.
Viel googlebare Musik war nicht von ihm zu finden und «Trink mit mir» gilt wohl semi-offiziell als Debüttrack des jungen Berners, der mit seiner Pilzfrisur etwas wie ein blonder, bleicher, wohlgenährter Trap-Beatle aussieht.
Die Prophezeihung von Dawill entpuppt sich als mehr, als blosser Label-Homie-Push: Seine wenigen Releases erfreuen sich grösserer Beliebtheit und auch Major-Manillio hat das Talent des jungen Rappers bereits erkannt und ihn als eines von wenigen Featurings auf die Single «180 km/h» seines neuen Albums «Plus Minus» gepackt.
«Chaos»: Moshpit-Momente und poppige Ohrwurmigkeit
Cobee rappt, mumbelt, singt und springt auf «Chaos» von Moshpit-Momenten zu poppiger Ohrwurmigkeit. «Trink mit mir» ist das verständlichste und Mainstream-affinste Aushängeschild des Albums und bleibt auch im Albumkontext eine angenehme Überraschung. Der Uptempo-Beat und die dauerhaft gelockerten Vibes, die sich in dieser Art wohl höchstens bei verwandten Acts wie Babylon Music finden lassen, sowie die extrem unverkrampfte Delivery von Cobee auf diesem Aufruf zum hedonistischem Taumeln efrischen nach wie vor. Sie waren es auch, die Cobee von Anfang seines Auftrittes in der Öffentlichkeit an eine gewisse Unverkennbarkeit verliehen.
Jetzt erscheint sein Debütalbum «Chaos», das acht Songs einschliesslich der Singles «Abu Dhabi» & «Trink mit mir» umfasst. Und «Chaos» beherbergt weitere Überraschungsmomente: «20er» zum Beispiel. Da rappt und singt Cobee sich über ein hohes UKG-Tempo. Die wiederholenden Chants des Refrains wirken mehr punkig als trappig.
Cobee gibt der Schweiz mit «Chaos» ein ausgezeichnetes, kreatives Produkt und setzt sich breit in seine eigene Nische hinein.