Limmitt höre ich gerne zu. Das weiss ich schon nach den ersten Takten des Intros zu seinem Debütalbum «Schmutzfink».
Seine Stimme ist rau, verraucht und kaputt, seine Delivery gradlinig mit richtig schönen Boom-Bap-Schnörkeleien und Verzögerungen im Flow. Grundsätzlich reimt er immer mehrsilbig, alle vier Bars switcht der Reim. Lines 2 und 4 eines jeden Vierers sind verlässliche Punchlines.
Hip Hop im klassischen Sinn
Das Zuhörvergnügen kommt bei Limmitt aber vor allem durch den Inhalt. Denn wie immer gilt: Stimme, ballernde Boom-Bap-Beats und Flow können noch so gut sein, wenn ich mich über textliche Redundanzen echauffieren und den tausendsten Bar über «Maseratis» hören muss, hilft das alles nichts.
Limmitt macht inhaltlich das, was ich als «Conscious-Strassen-Rap» betiteln würde:
Zivis of de Jagd nachem Schmutzfink / Moral wär do wenn ofem Konto was druff isch / Häsch kei Geld Homie, ja denn gits en Chopf-Fick / Und dis Karma raubt der nöd nur dini Hoffnig
All Kantön ide Schwiiz / Finded ihr ned au Mann die Löhn sind zu chli / All die Versicherige / Wott statt helfe lieber winked mitem Fickfinger
Was allerdings nicht sein müsste, sind die Überbleibsel einer Ära, in welcher sich MCs untereinander zu einem Grossteil via schwulenfeindliche Aussagen gedisst haben.
So hat es im Battletrack mit LXcellent («You Know») ein paar Lines, die «Skip mich!» sagen. Jungs, es ist Zeit für kreativere Disses! Erstens sind Disses mit homophoben Inhalten diskriminierend und zweitens ausgelutscht as fuck. (Allgemein muss man sagen, dass die vier bis fünf Battletracks auf dem Album nicht die ersten Anspielstationen sein werden, sobald ich das Album nochmals durchhöre. Zwei weniger hättens auch getan.)
Der Rapper aus Uster ist dann am unterhaltsamsten und besten, wenn er real ist und von den echten Problemen seines Lebens erzählt. Die Cypher-Legenden-Tracks «Alli Kurupt» und der «UP-Song» haben Kultfaktor.
«Ah alli» und «Traue chan» (featuring Rap-Legende Shape!) sind weitere Favoriten. Dort hört man einen deeperen Limmitt. Die über-stabilen Produktionen von Beat-Produzent Lextronom, der die Boom-Bap-Schiene konsequent durchs Album fährt, sorgen ausserdem für viel Kopfnickerei und lassen Limmitts Flow im schmeichelhaftesten Licht erscheinen. Fazit: «Schmutzfink» macht Spass!
Und weil's so schön war: Der legendäre Auftritt von Limmitt am Virus Bounce Cypher 2017: