«Wieso soll sich ein Deutschrap-Fan für einen Schweizer interessieren, der auf Deutsch rappt? Der oder die hat doch vor der eigenen Haustür schon zu viele Rapper(innen) rumliegen, die um Aufmerksamkeit kämpfen.» Diese Aussage haben wir schon zig Schweizer MCs an den Kopf geworfen, die uns ihre Deutschrap-Releases schickten und damit Cypherplätze oder Interviewspots ergattern wollen. So war es auch in der Vergangenheit: Nicht ein Schweizer, der auf Deutsch rappt, hat es über die Grenze geschafft – weil man den Schweizer einfach raushört. Der Schweizer ist ja an sich nichts uncooles, aber beim Deutschrappen nach Schweizer klingen, ist einfach in jedem Fall auditiv Erbrochenes.
Dem Spuk wurde jetzt ein Ende gesetzt. Karim Russo aus Sankt Gallen, im letzten Lehrjahr zum «Fachmann in Gesundheit», hatte 2017 im Flon (ein Klub in Sankt Gallen) seinen allerersten Auftritt. In der Zwischenzeit hat er einen soliden Minihype in Deutschland ausgelöst und mit seinen Singles «Tout le Jour» und «Jage die Mi000000» in wenigen Monaten die Millionen-Klickgrenze geknackt. (Und ja, 2018 sind Klickzahlen einfach die relevantere Art, den Erfolg des Produktes zu messen als z.B. Chartplatzierungen. In der Schweiz ist ein Top 10 Platz in den Charts, sagen wir es mal ganz laut und öffentlich: KOMPLETT IRRELEVANT. Den hat man in einer schwachen Woche mit 300 verkauften Exemplaren.)
Am Freitag, 13. April 2018, erscheint mit «192» (übrigens der Name seiner ca. 10-köpfigen Crew, die er auch gerne als «Sick Baby» bezeichnet) sein Debüt-Mixtape. Wir sind hottestens gespannt, ob sich der Hype und Erfolg im deutschsprachigen Rapraum weiterentwickeln wird oder nicht. Wir gönnen es ihm auf jeden Fall, der knapp 20-Jährige wirkt sympathisch, bescheiden und hat uns am Cypher doch ordentlich Stoff mitgebracht.