Aus den Augen eines sehr subjektiven, spät zum CH-Rapgame gestossenen Hip Hop-Aficionados, kann man die Timeline des Schweizer Raps in folgende vier Perioden einteilen:
- 1990 bis 1998 - Black Tiger, Sens Unik, Wrecked Mob & Co. setzen den Anfang von dem, was man heute als «Schweizer Rapszene» kennt.
- 1998 bis 2008 - Die Schweizer Version der «Golden Era». Hip Hop erhält eine grössere nationale Wahrnehmung. Crews wie Breitbild, Brandhärd oder Chlyklass erhalten Heavy Rotation im Musikfernsehen, Sektion Kuchikäschtl gehen Gold.
- 2009 bis 2012 - Die OGs werden tendenziell etwas ruhiger, die Szene scheint träge. Dafür brodelt es im Untergrund: Battles und Cyphers erhalten eine Szene am Leben, welche sich mit dem Aufkommen der nächsten Generation als hungrig und talentiert, aber auch recht insiderig zeigt. (Beispiel gefällig? Lo gewinnt drei Mal hintereinander die inoffizielle Schweizermeisterschaft im Freestyle-Battle. Etwas, was viele seiner heutigen Fans nur entfernt interessieren dürfte.)
- 2013 bis heute - Wir sind erneut in einer «Golden Era»! Die Jungen, welche um 2008 herum ihre ersten Gehversuche machten, füllen mit gereiften Fähigkeiten ein Machtvakuum, welches in Anbetracht der globalen Überpopularität von Hip Hop nach neuen Königen gelechzt haben. Technisch sind sie ihrer Vorgängergeneration weit überlegen. Gründe dafür: das Internet - und der gesunde Konkurrenzkampf.
Und jetzt... jetzt kommen auch die «Alten» nochmals!
Comebacks können in die Hose gehen. Auf gut Deutsch heisst das: viele Legenden der 90er-Jahre klingen auf modernen Trap-Beats whack. (Ausnahmen gibt es natürlich immer... #Jakebeatz).
Richtig Spass macht es daher vor allem dann, wenn gestandene, erfahrene Crews bei ihren Stärken bleiben ohne dabei die Moderne zu verdammen: Chlyklass lieferten im Frühling ein gutes Storytelling-Album ab - und gingen damit verdient auf Rang 1 der Albencharts. Die Hobbitz blieben ihrem 90er-Jahre Rapstil treu und bewiesen sich nach 15 Jahren Veröffentlichungspause erneut als dope Rapper. Und Black Tiger killte die Royal Arena Openair-Bühne mit Musik, die älter war als ein Grossteil der Zuschauer.
Auch Brandhärd melden sich zurück
Fünf Jahre her ist es seit ihrem letzten Release. Jetzt erscheint ihr neues Album: «Zuckerbrot und Peitsche». Darauf repräsentieren die Basler OGs ihre Stärken: Es wird über Rap gerappt und die Beats reichen von pathoslastigen Battlebeats bis zu funkigen Boom Bap-Nummern.
Das errinnert angenehm an jene Zeit, als wir Schweizer Rap zum ersten Mal lieben lernten.