Klischee o’clock: Musiker machen dann ihre geilste Musik, wenn sie entweder richtig mies leiden, oder völlig entspannt sind und viel Spieltrieb ins Musikmachen hineinstecken können. Das klingt nach banalster Musik-Beschrieb-Pressetext-Gesülze, aber die Realität ist oft wirklich so.
Kaiser & Dimitri sind well Ü30, haben niemandem mehr etwas zu beweisen wenn es um Rap geht und werden von der Trap-Cloud-Mumble-Generation wahrscheinlich kaum wahrgenommen. Müssen sie auch nicht: ihr Rap ist Sample-basiert und mehr 90er-Jahre orientiert, als «FUBU»-Hosen-Träger im 2017. Die Beats kommen aus der eigenen Schmiede, Kaiser (aka Kai Reusser) bastelt Beats, die jedem EPMD- oder Das EFX -Jünger die Freudentränen in die Augen treiben.
Von den Hobbitz zu Kaiser & Dimitri
Mein Zugang zu den Hobbitz, wie sie damals, lange vor «Lord of the Rings» und der «Hobbit»-Trilogie, noch hiessen, begann mit 15, im Gymi.
Ein Berner Homie brannte mir eine Kopie der damals frisch erschienenen Platte « Bärn Räp Verträter » (1999) und als Fan von Das EFX war mein Zugang zu den Bernern sofort gegeben. Die flowten – für mich zum ersten Mal in meiner Sprache gehört – so richtig mies geil. Der Higgedy-Style, dieses: «schtigeddi-schteu der einisch vor…» und die funky-ass Beats machten mich von Anfang an zum Fan.
Bis 2014 war es ruhig um die Jungs. Dann zeigten vor zwei Jahren «Schlicht & Ergrifend» und die angeknüpfte Tour, dass die OGs noch immer richtig Bock haben.
«Patina»: unterhaltsam und tanzbar
Ihr drittes und neues Album «Patina» ist ihr bestes. Ihr Stimmgame ist an der Spitze ihres Könnens, Kaisers Gift trifft auf das leicht metallische in Dimitris tieferer Stimme, ihr Flowkönnen ist auf Toplevel. Man merkt eben schon, wenn die Beats einer Crew von der Crew selbst produziert werden. Die Rapper verstehen die Beats so, wie sie nur die Produzenten verstehen können. «Patina» ist unterhaltsam, tanzbar und geht super auf.