Beim Intro und Titeltrack «Au dessus des Lois» («Über den Gesetzen») wird musikalisch eines gleich mal klargemacht: La Base klingen nicht mehr nach New Yorker Boombap der 90er-Jahre. Gewichen ist der 90 BPM-Beat, eingezogen der etwas langsamere, eher im 60-70 BPM-Bereich anzusiedelnde, mit Westcoast-Geschmack gespickte Dirty-South-Beat.
Die erste Frage die sich mir stellt ist, wie sich die individuellen Flows über diese viel langsameren Beat anpassen und klingen. Einen erste Vorgeschmack auf diesen «neuen» Flows erhielten wir schon beim 2016 erschienenen «Que le Debut»: Buds Penseur, Ri-K und T-Sow sind variantenreich, und obwohl ihre Flows oft wie direkt aus den Mittneunzigern klingen, hat es immer wieder Momente, in denen man die Vocal-Spuren von La Base auf einen Trapbeat legen könnte.
Vor einigen Monaten traf ich einen hier namenslosen Kollaborateur von La Base, und der flüsterte mir hinter vorgehaltener Hand zu, das neue Album werde anders klingen als zuvor. Man gehe musikalisch in den Westen, es werde… wage ich es zu sagen: G-funkig. Nur schon die Vorstellung von La Base auf G-Funk, ganz ehrlich, ich krieg Überdosen Coolheit. Und es ist wirklich passiert, auf «Ballin» rappen La Base – es könnten aber gerade so gut Tupac, Snoop oder Kurupt sein. Das ist kein «lass uns auf G-Funk machen», das ist «lass uns G-Funk machen.»
Die langsameren Beats, die Synths und der G-Funk lassen La Base & Tru Comers melodischer werden denn je, was ihren Stimmfarben extrem gut steht. Und nach wie vor macht es einfach einen Riesenspass, ihnen zuzuhören, so sind ihre drei Stimmen, Stile und Flows so unterschiedlich. Um Ugur Gültekin zu paraphrasieren: «Mec s geilste a dene isch eifach jedesmal wenn en neue afaht rappe und de Flow so geil switcht». True dat!