Die Tracklist von Melo s neuem Album «Bubble» liest sich ohne Überraschungen: Das sind die Titel, die man vom Luzerner Rapper erwartet. Mit einer kleinen Klammer um seine Battlekarriere veröffentlichte Melo in der Vergangenheit nämlich meist Themenalben- und Songs wie «Buebetraum», die mit dem Titel schon klar auf den Inhalt verwiesen.
Auf «Bubble» betrachtet Melo seinen Wirkungskreis und macht Songs aus der Perspektive eines erwachsenen Mannes, der zwar mit Trennungen und Todesfällen konfrontiert wird, aber immer noch den «Nicht nach Hause gehen wollenden» Lausbuben in sich trägt:
Ech han welle smooth bliibe ond am Eis ofe Zug – us dem esch nüt worde, doch ech weiss ned wieso – lug die Ziit do vergoht leider eifach im Flug - scheiss druf, ech wott ned hei go bes morn.
Aufgrund dieser Fallhöhe zwischen den Songs, gerade zwischen dem tiefen, elterlicher Liebe und Dankbarkeit gewidmeten «Danke» und dem Uptempo-Song «Drunk» zieht sich beim Hören ein elektrischer Zaun zwischen die Tracks, der einem beim darüber Hüpfen ab und an in die Testikulargegend kneift.
Melo, der exzellente Reimskills hat und fast immer vielsilbige, längere Reimketten macht, überzeugt am meisten auf den Songs, in denen er von den dunkleren Seiten des Lebens erzählt. Er zeigt sich als reifer Typ, der sein Leben überlegt führt und hat keine Scheu davon zu sprechen, dass er hofft als zukünftiger Vater einen so guten Job wie seine eigenen Eltern zu machen. Dann ist Melo am «realsten», auch auf dem tief kitschigen aber ehrlichen Track «Engel»:
Doch du bisch tough, ech weiss scho dass du's schaffsch - ech wünsche dir vell Kraft wenn dini Seifeblose platzt.
Am wenigsten überzeugen kann mich Melo auf Feel-Good-Thementracks wie «Leguan». Diese semi-imperative Anleitung fürs Leben, man solle doch ein wenig gelassener sein und ab und an den Leguan machen, stösst bei mir auf Kopfschütteln.
Aber Melo, dieser hübsche, charmante Schwiegersohn von einem Typ, der ja eine gute Stimme mit sich bringt, extrem deutlich und technisch versiert rappt und gerne ein wenig singt in den Refrains; dem kann man nicht wirklich böse sein. Bodenständig ist ein gutes Wort, um Melos Musik zu beschreiben: Sie hat keine prätentiösen Ansprüche an Zeitgeist oder versucht verkrampft cool zu sein. Es ist eben der gut gelaunte Melo mit dem Dreitagebart, der Sachen sagt wie:
Ich fahr weg, aber bliibe chund mer ned in Sinn – well mis Dehei isch det wo Fründe und Familie send.
Und das ist am Ende doch recht sympa.