Fachzeitschriften, soziale Netzwerke und die Hip-Hop-getränkte Blogosphäre sprechen vom «Beginn einer neuen Ära des französischen Rap». Die beiden Brüder hinter PNL , Ademo und N.O.S. aus dem Süd-Pariser Problemviertel «Les Tartetêts», halten sich jedoch im Hintergrund und lehnen jegliche Interviewanfragen ab. Wissensdurstige beginnen also sich die Finger wundzuinterpretieren. Klang- und Bildästhetik, Haarschnitt, Kleidungsstil, Texte bestehend aus Wortfragmenten, etc. Alles wird Gegenstand der Analyse. Ein Phänomen zeitgenössischer Kunst liegt ungeklärt auf dem Tisch.
Was ist jetzt also anders oder neu?
Die französische Crew beherrscht Auto-Tune wie kein Zweiter. Was Kanye West auf «808 & Heartbreaks» begonnen hat, treiben PNL auf die Spitze. Sie verwenden die Technik wie ein Instrument, welches ihre Flows und Texte mit dem Beat verschmelzen lässt. Inhalt geht vergessen und eine ganz bestimmte Atmosphäre rückt in den Vordergrund. Plötzlich ist französischer Rap beeindruckend melancholisch und depressiv ohne ausgelutschte Klavier-Samples.
Diese Atmosphäre ist weiter das Produkt aus der Paarung von Bild und Sound in ihren Videos. Man fällt in die bewegten Bilder, verliert sich, lässt sich treiben. Keine Kulisse ist zufällig gewählt und immer schwingt ein Hauch von Banlieue mit. Romantisiertes Gangsterleben, erdrückende Melancholie und Unbehagen sind Begleiterscheinungen.
Es ist nicht die Musik oder die Texte die letztlich zählen. Gescheiter wird man nicht. Es sind die imposanten Gefühle, die Zuhörende mit dem Erklingen der Musik befallen. Das ist neu. Grundlegend hat PNL jedoch nichts Neues erfunden. Wie beispielsweise Rapper SCH aus Marseille haben sie Einflüsse aus Übersee in das Französische adaptiert und schlussendlich perfektioniert.