Titel wie «Renegade» und «Gnueg gwarted» klingen wie klassische, zig-mal gehörte (Schweiz-)Raptitel. Da werden Klischees und Rollenbilder bedient, die Eminem und Jay Z 2001 schon ausgeritten haben («Renegades», 2001). Und eigentlich würde so etwas in meinen übersättigten, nach eigen klingendem lechzenden Ohren auf Widerstand stossen. Aber diese Gedanken fanden bei mir nur auf Papier statt. Sobald man nämlich den Titel «Renegade» anspielt, wird man daran erinnert, wieso Phumaso & Smack eine so lange und relativ erfolgreiche Karriere im Schweizrap bestreiten: Es macht einfach Spass, ihnen zuzuhören.
Die Rezeptur: Rücksichtslose Beleidigungen, monströser Flow und die Synth-Banger der Shocktraderz
Rücksichtslos ist das zutreffendste Wort, will man Smacks Rapstil beschreiben: Der Hüne mit einem Grinsen so breit wie die Ränder seiner Caps zelebriert sein Thurgauerdeutsch aufs Äusserste und hat eine sehr direkte Art und Weise, seine Meinung gegenüber Hatern zu äussern.
«und das i astreinem Thurgauer Dialekt - öb das iogendöppo fiirt? Pff, blosed mor eis»
Inhaltlich ist Smack eher der Lustigere der beiden MCs, zögert vor keinem Flachwitz und rap-singt gerne mal einen mitgrölbaren Hook (ein weiteres Merkmal, das Phumaso & Smack und im grösseren Sinn auch die Möchtegang öfters aufweisen sind die mitsingbaren, einfachen Hooks mit lustigen Inhalten. Ihre solide und treue Fanbase wurde über die Jahre durch sehr gute Liveshows aufgebaut, oft denke ich mir beim Anhören des Albums «bei diesem Refrain hatten sie eine mitrappende Crowd im Sinn»), aber der Mann ist definitiv ein grosser, ernster Rapfan, sonst würde er nach eigener Aussage wohl kaum mit 35 noch Bars schreiben. («Renegade»).
Phumaso ist der Rapper, den andere Rapper feiern. Er ist der Ruhigere der beiden, hält sich im Gegensatz zu Kollege Smack fern von exzessivem Social-Media-Gaming und Trollen und wirkt auch optisch weniger wie der Vorzeige-Rapper der beiden. Aber wenn seine Strophen beginnen, wird klar: Hinter der introvertierteren Fassade steckt ein aggressiver Honigdachs von einem Rapper. Sein Flow drängt sich jedem Ohr auf, ist oft unbequem und extrem schwierig mitzurappen und das ist es, was andere Rapper an ihm feiern. Zudem erinnert Phumaso phasenweise an Savas, was Stimmintensität und die Verschachtelung seiner Reime und Flows anbelangt. Das ist trotz allem Drang nach Alleinstellungsmerkmalen nie scheisse, solange sich Phumaso deutlich stilistisch abhebt.
Die Shocktraderz prägen seit geraumer Zeit die Klangfarbe von Schweizer Rap mit. Sie sind für einige Schweizraphits verantwortlich – siehe jedes Phumaso & Smack-Album, ihr engeres Rapumfeld um die « Möchtegang » oder « Broke 4 Life » von Mimiks, um ein paar aufzuzählen. Der Höhepunkt ihres Einflusses war zwischen 2013 und den Folgejahren, in denen sich Phumaso, Smack, C.mEE , Bandit und Fratteli-B zur Möchtegang zusammenschlossen. Shocktraderz-Beats erkennt man sofort, ihre schwere Hand beim Einsatz ihrer Signatur-Synth-Sounds und die knalligen Drumpatterns kombiniert mit recht kitschigen Melodien sorgen dafür, dass man sie a) schnell erkennt und b) entweder mag, oder nicht.
Fazit: Wenn man auf zwei der drei oben aufgelisteten Sachen steht, wird man bei «Quintessenz» glücklich. Bewährte Smack & Phumaso-Songs, kein bisschen an den Zeitgeist angepasst. Wenn mir persönlich der Kitsch und die Sing-Hooks ab und an zu viel werden, höre ich einfach Phumasoparts im Loop.