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Bounce «Asimetrie»: das neue Mixtape von Knackeboul gibt's auf Kassette

Knackeboul ist «Beatboxer der Nation», «Freestyler der Nation» und all-around lustiger Unterhaltungstyp. Da kann man schon einmal vergessen, dass «Knack» auch noch Musik macht. Nach einem Jahr Auszeit meldet sich der Langenthaler nun mit «Asimetrie» und 16 punchlinigen Tracks zurück. Wir hören rein:

Knackeboul ist der wahrscheinlich dienstälteste Freestyler der Schweiz – wenn nicht sogar Europas. Reiht man die Anzahl aller Konzerte aneinander, bei denen Knackeboul entweder zum Teil oder ganz durch den Abend gefreestylt hat, wird klar: mehr Routine im Live-Rappen und Freestylen hat niemand anderes in diesem Land.

Für Knackebouls Reimhirn – so stelle ich mir das vor – muss das Fluch und Segen zugleich sein. So findet der Rapper zwar in jeder Lebenssituation einen Reim auf jedes Wort, aber seine Studiotracks klingen dadurch auch immer ganz leicht nach Freestyle.

Man ist es sich so fest gewohnt, vom ex-Langenthaler frei improvisierte, mehrsilbige, komplizierte Reimschemata zu hören, dass es ihm in der Vergangenheit auf seinen Studioalben nicht immer gelungen ist, den «Live-Charakter» abzulegen.

Juveniles Fluchen & intime Ehrlichkeit

Auch auf seinem neuen Tape «Asimetrie» taucht man ab und an in Knacks Strophen ein, blinzelt, und findet sich dann sofort auf der Bühne neben ihm wieder.

Denn Knackeboul ist so fest darauf konditioniert, aus jeder Ecke heraus einen Reim- oder Punchline-Flow-Fluchtweg zu finden, dass er auf seinen Alben darauf verzichtet, an Lines zu schleifen, bis sie symmetrisch rund aufgehen. Früher hielt ich dies nicht immer für eine Stärke. Für mich klang das immer ein wenig nach mangelnder Sorgfalt im Studio. 2018 sehe ich das anders. Es ist ein grosses Vergnügen, Knackeboul auf seiner Wildfläche zu beobachten und zuzuhören.

Wer Knackeboul «nur» von seinen «Gutmensch»-Auftritten im Netz, oder von «World of Watson» kennt, der wird beim Anblick seines Auftritts am #Cypher18 ganz schön vor den Kopf gestossen.

Dieser nette, lustige Langenthaler rohrt dort die asozialsten Punchlines raus – und die fehlen auch auf «Asimetrie» nicht. (Seine Cypherverses hat er übrigens zu Songs auf dem Album umfunktioniert: Man höre «Cypher18» und «McCypher».)

U nachem Cypher säge alli «I has gseh cho» / Wie dini Fründin mis Ejakulat
Autor: «Ejakulat»

Knackeboul ist es wichtig, sich auf «Asimetrie» in jener Form zu präsentieren, in der er sich jeden Tag sieht und fühlt: Als Rapper für Rapper, als rüder Denker, der sich über seine eigenen Issues und die der Gesellschaft rege Gedanken macht, aber auch als Flow-Halbgott, der einfach auf die Kacke hauen will.

Auf Songs wie «Poledance nach Obe» rappt Knackeboul intim und offen:

Mama what have I become / Fälle Entscheidige of Grund vom Profit / Wöu mers wichtig isch – üse Grund isch solid / Und so liided mis Image, mini Kritik, mini Kunst / Mini Angst vorem Abgrund fickt mit minere Vernunft
Autor: «Poledance nach Obe»

Beat-technisch bleibt Knackeboul seinen Roots treu. Ex-«Mundartisten»-Drummer Jonas Leuenberger aka Kwest hat das Album produziert. Stilistisch bleibt er damit fern von Trap, Grime, Cloudrap oder anderem Zeitgemässen.

«Asimetrie» steht für «vintage» Knackeboul-Sounds und Vibes – passend zum Walkman, den er mir geschickt hat, damit ich sein Tape hören kann. (Keine Angst: Für alle anderen ist das Album natürlich auch digital erhältlich.)

Knackeboul
Legende: «Asimetrie», das Tape. SRF

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